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Mainstream Breakdown #10: Just A Common Man

Kolumne

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Published on:
12.06.2015, 13:47 
Category:
Series:
Mainstream Breakdown (All entries of this article series)
Author(s):
"And hard times are when a man has worked at a job thirty years — thirty years! — they give him a watch, kick him in the butt and say 'Hey, a computer took your place, daddy!'. That's hard times! That's hard times." Dies ist ein kleiner Auszug aus einer der wohl besten Promos, die jemals in der Geschichte des Wrestlings gehalten worden. Dafür verantwortlich zeigte sich ein gewisser Mann namens Virgil Riley Runnels Jr., weltweit besser bekannt als Dusty Rhodes. Er gilt bis heute als einer der besten "Mic Worker" und charismatischsten Superstars aller Zeiten. Er war ein Mann des Volkes, der Sohn eines Klempners, ein ganz gewöhnlicher Mann eben. Er hatte nicht den typischen Look eines Wrestlers, ganz im Gegenteil. Doch genau all diese Attribute waren es, die aus Dusty Rhodes einen der populärsten Superstars der 80er-Jahre machte. So war es auch wenig verwunderlich, dass er glaubhaft alleine gegen die Four Horsemen fehden konnte. Er brauchte kein Gefolge von anderen Wrestlern um sich, er hatte den Rückhalt der Massen. Denn auch wenn alle Männer damals vielleicht so sein wollten wie Ric Flair – am Ende war Dusty Rhodes der Mann, mit dem sich der gemeine Wrestling-Fan identifizieren konnte. Und am gestrigen Tag ereilte die Wrestling-Welt die traurige Nachricht, dass Dusty Rhodes gestorben ist.

Zugegeben, ich habe Dusty Rhodes niemals wirklich aktiv als Wrestler miterlebt. Wie auch, ich selbst wurde erst im Jahr 1990 geboren. Zu diesem Zeitpunkt war der "American Dream" schon über den Zenit seiner Karriere und musste in den WWF Shows in Polka Dots auftreten. Dennoch war ich, als ich gestern Abend im Kreise eines gemütlichen Abendessens mit Freunden von dieser Nachricht erfuhr, ehrlich bestürzt und traurig. Ein Gefühl, dass ich bisher bei sehr wenigen Todesmeldungen dieser Art hatte. Nicht einmal das mehr als überraschende Ableben des Ultimate Warriors im vergangenen Jahr brachte mich dazu, wirklich minutenlange inne zu halten, wie ich es gestern tat. Ich zitterte am ganzen Körper. Vor wenigen Wochen sah man ihn und sein charismatisches Lächeln doch noch im WWE-TV. Alles schien so unwirklich.

Doch warum genau dieses Mal? Warum gerade bei Dusty Rhodes? Immerhin habe ich von ihm kaum mehr Matches gesehen als von anderen Legenden wie Randy Savage, Mae Young oder dem gerade angesprochen Warrior. Ich kann es nicht genau sagen. Allerdings vermute ich, dass es viel damit zu tun hatte, was ich in der Einleitung schrieb. Dusty Rhodes war ein Mann des Volkes. Jemand, mit dem man sich identifizieren konnte. Jedes Wort, dass er sprach, schien von Herzen zu kommen. Deswegen brauchte er auch nie ein Script oder eine Vorlage. Ich erinnerte mich gestern sofort an seine Rede bei der Hall Of Fame-Zeremonie 2007, wo er verdientermaßen seinen Platz in der Ruhmeshalle einnahm. Dabei hatte er keinen Zettel in der Hand, wie es die meisten Inductees haben, weil sie einfach niemanden bei ihrer Dankesrede vergessen wollten. Und das ist auch nichts Verwerfliches. Doch Dusty Rhodes stand einfach nur da und hat von Herzen über seine Familie, seine Karriere und seine Freunde im Geschäft gesprochen. Und trotz oder gerade wegen dem fehlenden Script war das eine der besten Reden, die ich bis zum heutigen Tage im Wrestling gehört habe.

Für Dustys Redekünste gibt es sicherlich noch unendlich viele Beispiele. Alleine aus der Zeit, in der ich ihn in den WWE-Shows sehen konnte, fallen mir noch viele Momente ein, in dem mich der American Dream mit seinen Worten packte. Er lieferte nie eine schlechte Promo ab, egal ob in seiner Fehde 2007 mit Randy Orton oder bei seiner Involvierung in die Storyline zwischen seinen Söhnen und der Authority 2013 – Dusty Rhodes elektrisierte. Umso verständlicher natürlich, dass World Wrestling Entertainment ihn und seine Fähigkeiten nutzte, um den jungen Männern und Frauen bei NXT die Kunst der Promo beizubringen. So ist es sicherlich der Verdienst des ehemaligen NWA World Heavyweight Champions, dass aus einem am Mikrofon unsicheren Tyler Black ein starker Promo-Mann namens Seth Rollins geworden ist. Viele Kollegen, Superstars und Diven schätzten ihn. Doch nicht nur seine Arbeit, sondern auch sein Engagement und seine Persönlichkeit. So gab es gestern unendlich viele Beileidsbekundungen von aktuellen NXT Superstars, unter anderem auch von unserem deutschen Talent Axel Tischer, der kurzzeitig die Chance hatte, mit Dusty Rhodes zu arbeiten.

Keine Frage, mit Virgil Runnels verlor die Wrestling-Welt am gestrigen Tag eine ganz große Persönlichkeit. Denn es ging nicht nur ein schillernder Wrestler von uns, sondern auch ein begnadeter Lehrer und, so wie man es von allen Seiten hört, auch eine großartige Persönlichkeit und ein liebender Familienmensch. Deswegen wünsche ich der Familie und den Angehörigen von Dusty Rhodes auch alle Kraft der Welt in diesen schweren Stunden.

Ruhe in Frieden, Dusty Rhodes!