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Inside The Cage Classics #75: Halloween Havoc 1995 – Der große Betrug und der YET-TAY

Kolumne

Article information
Published on:
03.03.2015, 19:42 
Category:
Series:
Inside The Cage Classics (All entries of this article series)
Author(s):
Nach zwei WWF-PPVs haben sich Aquifel und der WCWler die nächste Show der WCW angesehen. Die Bewertung der Großveranstaltung findet ihr im Folgenden:

Der große Betrug nach einem angeblichen Unfall

WCWler: Passend zu Halloween hat der Dungeon of Doom einen neuen Gegner für den Hulkster gefunden: The Giant. Schon beim Great American Bash tauchte der Gigant in der ersten Reihe der Zuschauer auf und war danach öfter am selben Ort wie der WCW World Heavyweight Champion. Im Frühherbst warf er dann plötzlich ein T-Shirt auf den Hulkster und gab sich so als Sohn des verstorbenen Andre the Giant aus. In der Pre Show zum Fall Brawl im Vormonat demolierte der Giant ein Motorrad von Hulk Hogan mit einem riesigen Monster Truck und attackierte ihn nach den War Games auch noch. Vor dem Havoc wurde Hogan dazu bei einer Ausgabe von Monday Nitro vom Taskmaster rasiert und trug damit erstmals keinen Bart.
All das führte also zu gleich zwei Kämpfen der Beiden bei diesem PPV. Zuerst trafen beide in einem Monster Truck Sumo Match auf dem Dach einer anliegenden Halle aufeinander. Hier waren zwei riesige Trucks zusammengeschweißt und der Gegner musste mit dem kompletten Truck aus einem Kreis geschoben werden. Nach einigem Hin und Her gewann Hogan, aber der Giant attackierte den Champion noch auf dem Dach. Es entwickelte sich ein Brawl, bei dem beide auf dem Rand des Daches standen. Es kam wie es kommen musste und durch eine Bewegung von Hogan fiel der Giant vom Dach der Kobo Hall. Während er sich in Wirklichkeit mit Luftmatratzen rettete, wurde es von den Kommentatoren dargestellt, dass er in den Detroit River, der die USA von Kanada trennt, fiel und diesen Sturz nur schwer überlebt haben kann...
Doch natürlich kam alles anders. Bobby Heenan spielte seine Rolle hierbei sehr gut. Mehrmals verlangte er eindringlich nach Neuigkeiten und bettelte die Producer sogar auf Knien um neue Infos an. Auch bezog er sich auf den langen Weg, den er mit dem "Vater" des Giants schon hatte. Als es dann Zeit für den Main Event war, kam Hogan zuerst raus. Er entschuldigte sich für das was auf dem Dach geschah und wurde sofort von der Musik des Dungeon unterbrochen. Und dann kam der Giant raus. Ohne einen Kratzer und trocken. So konnte das Match also beginnen. Der Gigant dominierte in seinem erst zweiten Pro Wrestling Match überhaupt sehr stark den Kampf. Hogan verzweifelte während des Matches sogar. Als er aber ein wenig die Oberhand gewann, versuchte Giant zu flüchten. Es ging weiter hin und her, die Kommentatoren erinnerten sich beim Bodyslam von Hogan an WrestleMania III, ohne die Show zu erwähnen und dann kam der Moment, mit dem man wohl am wenigsten rechnen konnte. Hogan hatte den Giant fertig zum Sieg, doch Jimmy Hart schlug den Ringrichter nieder. Sofort kam er aber in den Ring und half mit Hogan Randy Anderson wieder auf. Doch dann schlug er Hogan mit dem Titelgürtel nieder. Es kamen Lex Luger und Randy Savage, wobei Luger den Macho Man und auch Hogan attackierte. Als dann noch The Yeti, oder wie Schiavone es sagte "the YE-TAY" kam und die Mumie, die in den nächsten 6 Monaten 3 Gimmicks hatte, zusammen mit dem Giant Hogan in einen Bearhug nahm, wurde bekannt, dass Hogan durch Disqualifikation verloren habe, aber der Titel nicht wechselt. Wenn Jimmy Hart den Hulkster nicht schon im Vorfeld betrogen hätte... Wo soll das noch hinführen? Auf jeden Fall ein eher peinliches Spektakel und die Monster Truck Idee wurde zu Recht nie wiederholt.

Aquifel: Wie man das storytechnisch aufgezogen hat, weiss in der Tat zu überzeugen. Die Referenzen auf die Geschichte Hogans mit Andre (und Heenan), dass der heutige Big Show Andres Sohn sei (was ja durchaus hätte sein können und für den damals nicht so stark informierten Fan sehr glaubwürdig rüber gebracht wurde) und auch die Dominanz des Giants, der wirklich wie eine Bedrohung wirkte... das alles war gut. Auch das Match an sich war eines der besseren des Abends (was allerdings wenig heisst). Aber dann dieser Booking Quark. WCWler hat das ja schon im Detail beschrieben und darauf möchte ich auch gar nicht weiter eingehen. Es sei nur so viel gesagt: Es ist traurig, dass Leute, die sowas für eine gute Idee halten, überhaupt einen Job in der Branche bekommen haben. Getoppt wurde das fast nur noch durch das absolut peinliche Tower of Doom Match der Alliance to End Hulkamania gegen Savage und Hogan. Aber ich denke, da werde ich mich in Zukunft noch drüber auslassen dürfen.
Aber man hätte all das ja schon ahnen können, wenn man bedenkt wie der Monster Truck Kampf ausging. The Giant fliegt vom Dach... ernsthaft? Da ist es mit der Suspension of Disbelief echt vorbei. Klar zeigt es, dass The Giant ein Monster ist, aber einen "versuchten Totschlag" (und so wirkt es ja, bis The Giant unversehrt in die Halle kommt) bei einem PPV gar nicht zu sanktionieren... ganz zu schweigen von der dämlichen Idee beide in Monster Trucks gegeneinander antreten zu lassen. Sicherlich gab es schon größere Fehlschläge in der langen Geschichte des Pro Wrestling, aber die WCW sinkt hier vom Niveau so tief, dass einem schon Tränen kommen, wenn man bedenkt, was teilweise 3 oder 4 Jahre vorher in ihren Shows geboten wurde.

Zwei Qualifikationsmatches für den späteren Abend und ein Turn

WCWler: Im Vorfeld des PPVs hatte Sting einige Mühe die Differenzen seiner Freunde Luger und Savage zu glätten. Als tolle Idee hatte das spätere Franchise der WCW dann, dass wenn beide ihre Matches beim Havoc gewinnen sollten, sie doch ein Match gegeneinander haben sollten. Savage war sofort dabei, aber Luger war erst nicht begeistert. Auf jeden Fall wurde es dann so gemacht. Zuerst musste Savage gegen den Zodiac ran. Ein sehr kurzes Match, was zu Beginn von einem Fan gestört wurde, der den Ring enterte. Beide reagierten sehr professionell und machten erstmal draußen weiter. Am Ende gewann Savage nach seinem Elbow Drop. Nachdem Savage locker vorlegte, musste Luger nachziehen. Er hatte mit Meng aber einen härteren Gegner. Das Match war sehr ausgeglichen und hatte ein seltsames Ende. Der Taskmaster sorgte für die Disqualifikation seines eigenen Mannes und Luger gewann.
Das führte dann zu dem Match der beide "Freunde" direkt nach dem Monster Truck Desaster. Die Kommentatoren waren abgelenkt und auch das Match war nicht wirklich der Bringer. Luger war sehr heelish unterwegs und am Ende, vor dem Sieg des Macho Man, verwunderte etwas, dass Jimmy Hart auftauchte und durch einen Zusammenprall mit Luger Savage den Sieg ermöglichte. Später trat Luger dann dem Dungeon bei. Ob Sting das gewollt hat?
Zuerst hatte Sting aber seine eigenen Probleme. An der Seite von Ric Flair unterstützte er den Nature Boy bei seinem Kampf gegen seine ehemaligen Freunde Arn Anderson und Brian Pillman. Diese hatten im Vorfeld der Show Flair niedergeschlagen und Sting musste lange Zeit alleine gegen beide antreten. Auch als Flair dann endlich auftauchte verhinderten Double A und Pillman den Wechsel, so dass es weiterhin ein Handicap für den Stinger war. Dann gelang endlich der ersehnte Tag. Flair kam rein, rannte in die Seile und... schlug Sting. Flair turnte gegen seinen Partner und vereinigte im Segment danach die IV Horseman wieder einmal. Ein Jahr nachdem Flair sein Karriere nach einer Niederlage beim Havoc "beenden" musste, war der Nature Boy wieder voll im Geschäft.

Aquifel: Die Differenzen von Luger und Savage waren ja schon länger zu beobachten und an sich hätte ihr Match durchaus interessant sein können. Weshalb Sting die Idee hatte, dass eine direkte Konfrontation erst nach Qualifikationsmatches möglich sein soll... das entzieht sich meiner Kenntnis und Sinn macht es für mich ebenfalls keinen. Savage gegen Zodiac war sehr kurz, was eher positiv zu werten ist, denn Beefcake mit seinen tausenden von Flopgimmicks war nie der Mann für starke Matches. Luger gegen Meng hatte da durchaus mehr Potential, war im Endefekt aber nur eine Schlaftablette. Irgendwie konnte Luger schon bei seinem WWE-Run kaum überzeugen und konnte auch nie wieder an alte Leistungen anknüpfen, Meng hatte nie wirklich die Chance, sein Potential voll zu nutzen (zumindest in Mainstream Amerika). Dann das große Aufeinantertreffen der beiden. Und wie heißt es so schön? Es war halt da. Bookingtechnisch ebenfalls mit einigen Macken, wrestlerisch kaum erwähnenswert, ohne wirklich mies zu sein. Bei gut 5 Minuten kein Wunder. Hätte man die beiden gleich aufeinandertreffen lassen, mit 10 Minuten mehr Zeit, dann hätte das sogar was werden können, so aber nicht.
Sting hatte unterdessen eigene Probleme. Er wollte Flair gegen dessen alten Buddy Anderson und Pillman helfen. An sich war die Sache rund gebookt. Flair wurde vorher ausser Gefecht gesetzt, Sting musste sich allein gegen die beiden Widersacher behaupten und als Flair kam, wurde das Hot Tag hervorragend aufgebaut. Soweit, so gut. Dann turnt Flair aber gleich wieder gegen Sting. Nunja, kann man von halten, was man will, ich find das etwas an den Haaren herbeigezogen, aber wenigstens war das Match soweit recht ordentlich.

Der TV Title und der traurige Rest

WCWler: Im Opener standen sich Diamond Dallas Page und Johnny B.Badd gegenüber. Die Fehde der Beiden begann, weil DDP mit Hilfe von Maxx Muscle den Rädern von Badds Auto die Luft rausließ, und dieser nicht zu einem Match um den US Title gegen Sting bei einer Ausgabe von WCW Saturday Night erscheinen konnte. So bekam Badd ein Match um den TV Title. Hier zeigten beide ein Match, in dem beide mal dominierten. Zur Überraschung aller zeigte Kimberly, DDPs Frau und Nummerngirl, Badd einmal eine Tafel mit der 10, also der Höchstwertung. Das und das Ende, wo Muscle DDP eine Clothesline verpasste und Johnny B.Badd so zum zweiten Mal TV Champion wurde, werden sicher noch Nachwirkungen haben.
Auch Nachwirkungen hatte das sehr schnell geführte Match zwischen Mr. JL und Sabu. Letzterer wurde von The Sheik zum Ring begleitet. Der Kampf wurde mit vielen Aktionen von den Seilen geführt, war aber viel zu kurz. Dazu reihten beide nur Aktion an Aktion. Das sollte später mit den Cruiserweights noch besser werden. Nach dem Sieg von Sabu feuerte The Sheik einen Feuerball ins Gesicht von JL. Dieses soll nie abgesprochen worden sein, so dass der Sheik direkt nach dem Match Backstage entlassen wurde und Sabu nach einem Match bei Nitro am nächsten Abend gefeuert wurde. Der letzte Kampf war dann noch Hawk gegen Kurasawa, was dieser am Ende gewann. Es passierte nichts erwähnenswertes in diesem Match. Erwähnen könnte man aber noch, dass in der Pre Show, WCW Main Event, Bobby Heenan mit Sonny Oono zu sehen war. Hier verkaufte Heenan dem Japaner eine WCW Show, was für das Jahresende noch wichtig wurde....

Aquifel: Der Opener um den TV Title kann man, neben dem Tag Title Match, zu den besseren Matches des Abends zählen. Es beginnt stürmisch und endet auch recht gut, leider zieht es sich etwas im Mittelteil. Trotzdem gut gewählt als Opener, mit einer Geschichte im Hintergrund, die hier einige Wendungen erfährt. Gut so! Das kurze Spotfest zwischen Sabu und Mr. JL (Jerry Lynn) hingegen hatte keinerlei Aufbau, weder im Sinne einer Storyline, noch einer Matchstory. Das machten die Crusierweighter später natürlich besser, aber als kurzes Showcase für Highflying kann man nochmal ein Auge zudrücken. Mit mehr als 4 Minuten Matchzeit hätte das vielleicht anders ausgesehen. Zu Hawk gegen Kurasawa braucht man nicht viel sagen, das Match ist schneller vergessen, als man "langweilig" sagen kann. Wie die Überschrift schon sagt, der TV Title und der traurige Rest.

Fazit

WCWler: Dieser PPV hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Einerseits ist die Main Event Story mit dem Truck Match recht trashig, aber mit dem Ende des Wrestlingmatches recht interessant gemacht. Es verleitete auf jeden Fall zum Einschalten von Nitro am nächsten Abend. Dazu hatte man die Auferstehung der Horseman, nach einem recht guten Match. Der Opener war im Ring auch nicht schlecht. Und es gab mit Sabu gegen JL ein Match, was man so damals nicht zu sehen bekam. Andererseits gab es in dieser Show drei durchgezogene Turns und man deutete den Turn von Kimberly an. Und es gab eben auch schlechtes Wrestling, wie in den Matches mit dem Dungeon in der Undercard. Ich gebe 4 Punkte.

Aquifel: Ich hab hier keine gemischten Gefühle. Vieles in Bezug auf den Main Event war Trash der schlechten Sorte, auch wenn man manches an sich gut umgesetzt hat. Wrestlerisch sind der Opener und das Tag Match durchaus ansehnlich, der Main Event in Anbetracht der Umstände passabel, doch den Rest kann man in dieser Form vergessen. Dazu fragwürdiges bzw. löchriges Booking und (gefühlt) dutzende Turns... meins war es nicht. 2 Punkte.

Die PPV-Gesamtwertung