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Mainstream Breakdown #4 - Ein Blick auf das große WrestleMania-Titelmatch

Kolumne

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Published on:
02.03.2014, 18:23 
Category:
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Mainstream Breakdown (All entries of this article series)
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Willkommen zur vierten Ausgabe von Mainstream Breakdown. Seit meinem letzten Artikel ist leider mehr Zeit verstrichen als mir lieb ist, gerade, weil in den vergangenen Wochen doch so einiges im Mainstream Wrestling passiert ist und sich dadurch an sich eine Menge Gesprächsstoff angesammelt hat. Am meisten hervorsticht momentan die Diskussion um den Main Event von WrestleMania XXX zwischen Randy Orton und Batista in Kombination mit der Personalie Daniel Bryan. Eine Diskussion, der ich mich nun einmal widmen möchte.

Noch vor anderthalb Monaten befasste ich mich in der zweiten Ausgabe dieses Formates ja mit der Rückkehr von The Animal Batista. Damals blickte ich diesem Comeback freudig entgegen in der Hoffnung, dass er das WWE-Produkt durch seine Präsenz bereichern kann. Teilten da nicht wenige Fans meine Auffassung, hat sich die Stimmung inzwischen rapide gewandelt. Nach seinem Royal Rumble-Sieg wird David Bautista regelmäßig ausgebuht, obwohl er doch eigentlich als Face auftrat und das Ziel hatte, die Regentschaft des Authority-Champions Randy Orton heroisch zu beenden. In dieser Rolle wollten die Fans allerdings einen anderen Mann namens Daniel Bryan sehen. Ein Umstand, der Batista praktisch von selbst zum Heel machte, ein Turn, der inzwischen ja auch endgültig vollzogen wurde. Doch reicht die Gesinneswandlung aus, um das große WWE World Heavyweight Title Match bei WrestleMania zu retten? Klare Antwort: Nein. Zwar verkörpert Batista nun wieder die Rolle, die ihm mit Abstand am besten steht, was man bereits am vergangenen Freitag bei SmackDown sah. Allerdings sind nun sowohl Champion als auch Herausforderer Heels. Grundsätzlich muss das nicht zwingend ein Problem sein, das sah man ja erst vor wenigen Tagen bei Elimination Chamber, als mit The Shield und The Wyatt Family zwei Fraktionen aufeinandertrafen, die beide gut als Bösewichte durchgehen. Da hatte sich das Publikum jedoch für eine Seite entscheiden können, so strahlen beide Stables doch etwas aus und besonders Roman Reigns wird ja trotz seines Heeldaseins immer besser vom WWE Universe angenommen. In dieser komfortablen Situation befinden sich Randy Orton und Batista bei weitem nicht. Die Fans wollen beide nicht als Champion sehen, sondern eben gerade schon erwähnten Daniel Bryan. Das ist ganz offensichtlich.

Doch so offensichtlich es auch sein mag, seitens der WWE hat man darauf noch nicht sichtlich reagiert. So fahren Viper und Animal ihr Programm gegeneinander, während Daniel Bryan sich in Richtung WrestleMania XXX wohl mit Triple H beschäftigen darf. Diese Paarung, die ja schon zu 99 Prozent in Stein gemeißelt ist, kann an sich schon als Erfolg für Bryan Danielson gewertet werden. Sie garantiert ihm definitiv einen Top-Spot bei WrestleMania und kann ihn bei einem Sieg auf der größten Bühne des Jahres weiter etablieren. Doch was dann? Wird Daniel Bryan dann endlich der lang ersehnte Run an der Spitze der Liga gegönnt? Eigentlich darf es auf diese Frage nur eine Antwort geben: YES! Denn so engstirnig die WWE Booker doch manchmal sein mögen, so viel Ignoranz können Vince McMahon & Co. doch gar nicht aufbringen. Deswegen gehe ich auch fest davon aus, dass sich Daniel Bryan in naher Zukunft WWE Word Heavyweight Champion nennen darf. Einzig die Frage nach dem wann, wo und wie steht noch ungeklärt aus. Daher möchte ich einmal drei verschiedene Szenarien durchgehen, wie sich World Wrestling Entertainment aus dem Schlamassel, das sie sich selbst eingebrockt haben, wieder halbwegs befreien können.

Szenario #1: Stipulation für Match gegen Triple H

Variante Numero Uno ist die, mit der aktuell die meisten Beobachter liebäugeln. Das Match gegen den COO scheint ja in Stein gemeißelt. Doch wird es das einzige für Daniel Bryan bei WrestleMania XXX sein? Mit der Antwort auf diese Frage steht und fällt wohl auch die finale Meinung über die Show. So wäre es doch möglich, dass Bryan die Chance erhält, sich mit einem Sieg gegen seinen Boss einen Platz im großen Titelmatch zu sichern. Hierzu wäre es womöglich vonnöten, dass der zweifache WWE Champion ein wenig das Ego Hunters streichelt, in dem er sagt, dass er in einem Match gegen einen A-Plus-Player beweisen könne, dass er selbst einer ist. Am liebsten wäre mir hierbei sogar, wenn dieses Match dann direkt vor dem Main Event stattfinden würde. Gerne dürfte Triple H nach einer Niederlage Bryan dann attackieren, sodass dieser eigentlich chancenlos wirkt, nur um am Ende doch noch zu triumphieren. Die entscheidende Frage hier ist nur: warum sollte sich The Game auf so etwas einlassen? Dabei kommt Szenario Nr. 2 ins Spiel.

Szenario #2: Schützenhilfe eines BROTHERS

Zum zweiten Mal in der Geschichte von WrestleMania wird der Pay Per View einen Gastgeber haben. Nach The Rock 2011 wird in diesem Jahr Hulk Hogan diese Rolle einnehmen. Hierbei könnte der Hulkster einen ähnlich Einfluss auf den Hauptkampf der Show haben, wie es Dwayne Johnson bei WrestleMania XXVII hatte, als er John Cena um dessen sicheren Sieg gegen The Miz brachte. So obläge es dem Hulkster, Daniel Bryan nach dessen Match gegen Triple H noch ins Titelmatch zu stellen, um den Fans das zu geben, was sie so unbedingt wollen. Somit hätte man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, nämlich Hogans Auftritt eine echte Daseinsberechtigung und Bryan den so verdienten Spot gegeben. Beiden bisher genannten Varianten räume ich in etwa gleich große Chancen ein, ähnlich wie der dritten Möglichkeit.

Szenario #3: Titelgewinn nach WrestleMania XXX

Gingen die ersten beiden Szenarien jeweils davon aus, dass das Titelmatch die Veranstaltung beendet, möchte ich genau das jetzt noch einmal in Frage stellen. So ist es momentan genauso gut möglich, dass sich Triple H den Main Event-Spot dann doch selbst sichert und zusammen mit Daniel Bryan die Veranstaltung abschließen wird. So bekämen die Fans vor Ort zumindest auch ihren abschließenden Feel Good-Moment, auch wenn ich der Meinung bin, dass diesem ohne die beiden Gürtel dann irgendwas fehlen würde. Meine persönlichen Gefühle werden hier aber keine große Rolle spielen. Daniel Bryan vs. Triple H liest sich nämlich genauso gut wie ein Main Event von WrestleMania, Titel hin oder her. Das der Mann aus Aberdeen schlussendlich als Sieger hervorgehen muss, steht dabei ganz außer Frage, alles andere wäre eine Farce. Und im Anschluss ginge die Reise dann in Richtung Extreme Rules, wo er auf den dort amtierenden Champion treffen könnte. Interessanterweise war ja lange Zeit geplant, den Post-WrestleMania-PPV in Seattle stattfinden zu lassen, unweit von Bryans Heimatstadt. Inzwischen hat sich das jedoch geändert, sodass die Nacht der extremen Regeln in New Jersey stattfindet. In jenem Gebäude, wo am 8. April 2013 die legendäre RAW-Ausgabe nach WrestleMania ausgetragen wurde. Klar, ein derart heißes Publikum wird es vielleicht nicht noch einmal geben. Dennoch wäre auch dies ein nicht unangemessener Rahmen, Daniel Bryan zum Champion zu machen, obwohl es für meinen, und sicher auch für den Geschmack vieler anderer Wrestling-Fans weltweit schon etwas zu spät dafür wäre.

Bei all diesen Theorien und Ausführung kam eine Personalie immer ein wenig zu kurz, obwohl sie doch eine nicht unerhebliche Rolle in diesem Konstrukt spielt: Randy Orton. Denn das das WWE Universum keinen Bock auf das aktuell angekündigte Titelmatch hat, liegt nicht nur an Batista. Nein, auch Randy Orton hat man in seiner Rolle einfach größtenteils satt. So spielt die Viper doch aktuell nichts anderes als den 08/15-Feigling-Heel, der im Gegensatz zu früher nichts Besonderes mehr ausstrahlt. Wo ist nur die Viper aus den Jahren 2008 und 2009 hin, der Heel, der rücksichtslos und gefährlich war? Der Heel, wegen dem wir uns doch alle so sehr gewünscht haben, dass Orton nach seinem dreijährigen Face-Run wieder auf die Seite der Bösewichte turnt? Nichts ist mehr davon zu sehen. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass der Turn inzwischen ein Flop geworden ist. Keiner interessiert sich für DIESEN Randy Orton, weil er langweilig und in dieser Rolle auch jederzeit austauschbar ist.

Nun ist man mit Batista schon den ersten richtigen Schritt gegangen. Es wurde auf die Crowd-Reaktionen eingegangen und er ist erneut zum Heel geworden, etwas, und da wiederhole ich mich gerne, die einzig sinnvolle Entscheidung war. Nun brauchen die Fans aber jemanden, den sie zumindest halbwegs in dieser Fehde unterstützen können, sonst verkommt das WWE World Title Match bei WrestleMania zu einer zwanzigminütigen Pinkelpause. Daher sollte man die Chance nutzen, um den Apex Predator zumindest wieder ein bisschen "liebenswerter" zu machen. Dabei muss er keineswegs gänzlich Face turnen. Aber ein aggressiverer, selbstbewussterer Randy Orton, der einfach nur cool und gelassen auftritt, würde dieser Fehde so sehr helfen. Und dass er genau diese Rolle ausfüllen kann, hat er ebenfalls schon bewiesen. Nur leider hat ihn die WWE damals auch als Face zumeist sehr eindimensional dastehen lassen, wodurch eben der Wunsch nach einem Heelturn überhaupt erst wieder entstanden ist. Schafft man es jetzt, ihm wieder Ecken, Kanten und Selbstvertrauen zu geben, kann beim Ertönen von "I hear voices" auch mal wieder ganz schnell Jubel aufkommen. Zumal man mit der bisherigen Storyline eigentlich schon die perfekte Grundlage hat. Triple H bringt Batista zurück, weil er in Orton kein Vertrauen mehr hat und stellt sich nun gänzlich auf die Seite von Batze. Geschickt gemacht könnte man hier auch ein wenig Backstage-Hintergründe mit einfließen lassen, so war der King Of Kings ja schon zu Evolution-Zeiten davon überzeugt, dass Batista eher ein Star wird als Randy Orton. Der wiederum kann dann schnell argumentieren, dass er eben durch die Zusammenarbeit mit der Authority seinen Biss verloren hat und sich künftig nicht mehr unterordnen will. Ich verspreche mir davon weiß Gott keine Wunder, kann mir allerdings gut vorstellen, dass diese Geschichte, wenn richtig erzählt, doch wieder so etwas wie Interesse beim Publikum wecken kann.

Bleibt unterm Strich also festzuhalten, dass der Main Event-Karren von WrestleMania noch lange nicht gegen die Wand gefahren ist. Es liegt jetzt an der WWE, die vielen Bälle, die ihnen die Fans und Akteure selbst zuschmeißen, zu fangen und damit Richtung End Zone zu laufen. Denn irgendwann möchten die Zuschauer auch einmal für die Kraft, die Zeit und das Geld, dass sie in die größte Wrestling-Liga der Welt investieren, entschädigt werden. Dafür war WrestleMania in der Vergangenheit eigentlich immer sehr gut geeignet, allerdings können mindestens zwei der letzten vier, fünf Events dieser Art als eher enttäuschend bezeichnet werden. Nun mögen Spötter behaupten, World Wrestling Entertainment sei heute nicht mehr so in der Pflicht wie noch in der Vergangenheit, den Fans das zu geben, was sie wollen. Zum einen, weil es einfach keine ernsthafte Konkurrenz auf dem Markt gibt und zum anderen, weil es jetzt mit dem WWE Network eine sehr viel preisgünstigere Möglichkeit gibt, das Produkt zu verfolgen. Doch das Essen in einem Restaurant, selbst wenn es das einzige in der Stadt ist, kann noch so günstig sein, wenn es mir nicht mehr schmeckt, suche ich diese Lokalität nicht mehr auf. Wir, die WWE-Fans, haben es verdient, endlich das Menü zu bekommen, was wir bestellt haben. JETZT hat die Liga die Chance zu beweisen, dass sie ihr Programm für die Fans produziert, wie sie es ja immer so stolz behauptet. WrestleMania XXX bietet einige Möglichkeiten, um das, was in der jüngeren Vergangenheit nicht ganz optimal lief, wieder gerade zu biegen. Bitte, liebe WWE, nutzt eine dieser Möglichkeiten, so schwer ist es dann wahrlich nicht. Dass es nicht funktioniert, den Fans seinen Willen bis ins letzte aufzudrücken, musste schließlich Batista jüngst am eigenen Leib erfahren.

So, nun wie immer die Frage an euch: Teilt ihr meine Meinung, dass der WrestleMania Main Event noch zu retten ist, oder habt ihr die größte Show es Jahres schon abgeschrieben? Oder welches der drei von mir beschriebenen Szenarien gefällt euch am besten? Gibt es vielleicht noch eine Variante #4, die ich außen vor gelassen habe? Meinungen, Stimmen und Feedback sind wie immer gern gesehen.