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Eastern Lariat #11: Die Weichenstellungen für 2013

Kolumne

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Published on:
09.01.2013, 17:11 
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Das neue Jahr ist bereits einige Tage alt und in einer neuen Ausgabe von Eastern Lariat blicke ich darauf, wie die bekanntesten Promotions aus dem Lan der aufgehenden Sonne sich für 2013 in Poisition gebracht haben und welche Rolle im Gefüge des japanischen Wrestlings sie in diesem Jahr spielen können:

Der King of Sports verteidigt seine Krone

Für New Japan Pro Wrestling bedeutet der 4. Januar traditionell den Abschluss des alten Jahres, der seit Jahrzehnten im Rahmen des Tokyo Domes zelebriert wird. Und dieser 04.01. war tatsächlich der Abschluss: Nicht nur besiegte Yuji Nagata mit Minoru Suzuki seinen Dauerrivale aus 2012, sondern auch Togi Makabe und Shinsuke Nakamura schlugen die Gefahr von Außen in Form von Laughter7. Der eindeutigste Abschluss aber gelang Hiroshi Tanahashi, der im dritten Match der beiden Kazuchika Okada zum zweiten Mal in Folge besiegen konnte. Viele – so auch ich – hätten sich einen Titelwechsel zu Okada gewünscht, da er ein herausragendes Jahr hingelegt hat und man bereits soviel von Tanahashi als IWGP Heavyweight Champion gesehen hat, dass man dieser Kombination leicht überdrüssig werden kann.

Dennoch: New Japan hat mit dem Ausgang der finalen Matches von Wrestle Kingdom 7 eindeutige Tatsachen geschaffen: Katsuyori Shibata und Kazushi Sakuraba wurden in ihren ersten Singles Matches seit ihrer Rückkehr von den Vertretern New Japans geschlagen und bei einem Sieg von Okada hätte es unweigerlich eine Fortführung der Fehde, die 2012 viele Wrestling-Fans weltweit begeistert hat, geben müssen, denn Tanahashi hätte ein sofortiges Rück-Match gefordert und bekommen. Indem man nun diese eindeutige Lösung gefunden hat, sollte ein Match zwischen Tanahashi und Okada um den IWGP Heavyweight Title für die nähere Zukunft ausgeschlossen sein, womit man die Paarung frisch hält und sie eventuell in einem Jahr noch mal als Main Event der Tokyo Dome Show bringen kann. Zudem hält sich seit einigen Wochen hartnäckig das Gerücht, dass World Wrestling Entertainment Okada verpflichten möchte. Vor dem Hintergrund seiner bahnbrechenden Erfahrungen als Kameramann von Samoa Joe sollte er es sich allerdings mehrfach überlegen, ob er wieder ins US-Wrestling zurückkehren möchte.
Auch die Fehden um die weiteren Titel fanden einen klaren Abschluss, besonders hervorzuheben wäre hier die Dreierkonstellation zwischen Prince Devitt, "Hitman" Low Ki und Kota Ibushi, die schließlich der Ire für sich entscheiden konnte.

Mitten in die Idylle der erfolgreichen Tokyo Dome Show platzte jedoch die Mitteilung, dass Takaaki Kidani, Vorstandsvorsitzender von New Japans Mehrheitseigner Bushiroad und ebenfalls Vorstandsvorsitzender von New Japan, von letzterem Posten zurücktreten wird. Ganz offensichtlich hat Kidani es sich nicht nur mit den Bookern Jado und Gedo verscherzt, sondern durch die eigenmächtige Verpflichtung von Shibata & Sakuraba auch mit etablierten Kräften im Roster wie Hiroshi Tanahashi und Shinsuke Nakamura. Außerdem schient er eher ein Fan als ein Offizieller gewesen zu sein, wenn man der Meldung des Wrestling Observers glauben schenkt, dass er ganz nach dem Vorbild Eric Bischoffs einen Heel-Präsidenten spielen wollte. So sehr man Kidani für diese Einfälle kritisieren kann, so sehr muss man auf der anderen Seite seine nicht einmal einjährige Amtszeit hinsichtlich der Vermarktung New Japans loben. Kidani setzte ganz zur Freude der internationalen Fans auf ein iPPV-System, sodass Fans weltweit nun ganz legal an den großen Events der Promotion teilhaben können. Die Erschließung des internationalen Marktes stellt für New Japan in der derzeitigen Lage des Pro-Wrestlings vermutlich die einzige Möglichkeit dar, um noch mehr Fans zu gewinnen. Aus Sicht der internationalen Fangemeinde bleibt zu hoffen, dass auch Kidanis Nachfolger auf diese Karte setzen wird.

Was die Booker Jado und Gedo angeht, so müssen sie nach dem Übergangs-PPV The New Beginning, welcher zwar potentiell gute Ansetzungen bietet, die aber gleichzeitig kaum aufgebaut wurden, neue Storylines schaffen. Diese neuen Storylines müssen es in den kommenden Monaten schaffen, einen neuen und glaubhaften Herausforderer für Hiroshi Tanahashi aufzubauen, dem man nicht nur zutraut, den IWGP Heavyweight Title zu halten, sondern der vor allem Tanahashi glaubhaft entthronen kann. Eine Überraschung, wie sie Kazuchika Okada letztes Jahr gelang, wird nicht ein zweites Jahr in Folge nicht funktionieren. Somit rücken Togi Makabe und Shinsuke Nakamura in den Fokus, die beide ihre Tokyo Dome Matches gewinnen konnten, indem sie die Herausforderung von Laughter7 abwehrten. Auch Yuji Nagata gewann bei Wrestle Kingdom 7 sein Singles Match und könnte somit auch Ansprüche auf eine Chance auf den Titel stellen. Somit kann ich mir vorstellen, dass einer der drei nach nach Main Event The New Beginning, in welchem Tanahashi seinen Titel gegen Karl Anderson verteidigte, auf den Champion zu marschiert und den Shot bei New Japans Anniversary Show am 03.03. fordert. Noch im gleichen Monat folgt der New Japan Cup, für den sich in meinem Kopf folgendes Szenario abspielt: Shinsuke Nakamura gewinnt das Turnier im Finale gegen Hirooki Goto, fordert Tanahashi am 07.04. in der Ryogoku Kokugikan um den Titel heraus und gewinnt. Als Doppelchampion vakantiert er den Intercontinental Titel, der dann in einem Turnier ausgefochten wird. Somit ginge man bei New Japan der Frage aus dem Weg, wer Nakamura nach dessen großen Sieg über Sakuraba entthronen soll, hätte aber gleichzeitig die Reputation des Titels durch Nakamuras Regentschaft massiv gesteigert und könnte einem aufstrebenden Wrestler wie etwa Karl Anderson den Titel geben.

All Japan: Mit Chono in die Zukunft

Auch bei All Japan Pro Wrestling begann das neue Jahr mit einer richtungsweisenden Entscheidung: Masahiro Chono, genau wie Ex-Präsident Keiji Muto eine Legende New Japans, unterzeichnete einen Vertrag als Berater bei All Japan. Doch wie nun bekannt wurde, wird sich Chono nicht auf eine Rolle außerhalb des Ringes beschränken. So wird er am 26.01., wenn auch Ric Flair für All Japan in den Ring steigen wird, an der Seite von Last Revolution ein Six Man Tag Team Match gegen Takao Omori, Ryota Hama und Yasufumi Nakanoue bestreiten. Chono deutete bereits bei seiner Vertragsunterzeichnung an, in welche Richtung seine Tätigkeit bei All Japan gehen soll, als er Präsident Masayuki Uchida eine Ohrfeige verpasste. Er kündigte an, sich mit Suwama & Joe Doering verbünden zu wollen, die seit der Real World Tag League ein Team bilden und die rücksichtslos und zu ihrem eigenen Vorteil gegen ihre Gegner vorgehen. Gleichzeitig scheint mit dem Beginn von Last Revolution das Team Destruction still und heimlich in der Versenkung verschwunden zu sein. So schätze ich Chonos Pläne für das Jahr 2013 so ein, dass er gemeinsam mit Last Revolution versuchen wird, All Japan zu erobern, wobei er durchaus noch auf die ein oder andere Hilfskraft setzen könnte.

Schließlich gibt es seit diesem Jahr fünf Wrestler, die, effektiv ab dem 01.01., zu Freelancern geworden sind und in meinen Augen wunderbar zu All Japan passen würden. Jun Akiyama hat seine Eignung als Triple Crown Champion im letzten Jahr bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellte und auch Wrestler wie Go Shiozaki, Kotaro Suzuki, Yoshinobu Kanemaru oder Atsushi Aoki könnte ich mir sehr gut bei All Japan vorstellen – jedenfalls besser als bei New Japan. All diese Leute haben sich einen Namen als gute bis sehr gute Wrestler gemacht, doch die großen Stars bei New Japan würden sie meines Erachtens in den Schatten stellen. Gerade Go Shiozaki wirkt etwa gegenüber Tetsuya Naito, der zwei Jahre weniger Ringerfahrung als Shiozaki vorzuweisen hat, nicht wie ein Star. Da das Roster von All Japan sowohl in der Heavyweight als auch in der Junior Heavyweight Division weniger gefüllt ist, schätze ich die Chancen der NOAH-Abänger dort höher ein. Hier könnte Chono ins Spiel kommen: Er könnte beispielsweise Shiozaki und Suzuki als Ergänzung zu Last Revolution in die Promotion bringen. Somit hätte Chono gleich einen starken Stable mit drei Schwergewichten und einem Junior Heavyweight und brächte außerdem ein neues Tag Team in die Liga, in der es ja schließlich zwei Tag Team Titel gibt, um die man sich zu kümmern hat.

Wie Masayuki Uchida Ende letzten Jahres bereits ankündigte, habe man durchaus Interesse an den ehemaligen NOAH-Wrestlern, jedoch wird man ihnen vermutlich keinen Vertrag anbieten können. Zwar steht All Japan finanziell recht solide da, kann sich aber keine großen Sprünge leisten und von jetzt auf gleich mehrere Wrestler dauerhaft unter Vertrag nehmen. Doch in der Rolle als Freelancer könnten die NOAH-Wrestler All Japan im neuen Jahr weiter nach vorn bringen, um so im Kampf um die Nummer zwei hinter New Japan eine bedeutende Rolle zu spielen.

NOAH: Weniger Personal soll die Arche vor dem Sinken bewahren

Pro Wrestling NOAH startete wie All Japan mit einer Korakuen Hall Show ins neue Jahr. Doch während bei Zen Nihon 26 Wrestler auf der Card standen, präsentierte NOAH eine Card mit nur 19 Wrestlern, von denen 8 Wrestler nicht unter Vertrag bei NOAH standen – so auch Ricky Marvin, wie man zuletzt erfahren musste. Dabei brachte man es nur aufgrund ungewohnt vieler Singles Matches und doppelten Auftritten auf acht Matches.

Es wird die Aufgabe von NOAH sein, nach den Verlusten von Akiyama, Shiozaki, Suzuki, Aoki und Kanemaru das Roster mit Freelancern aufzufüllen. Eine gute Quelle für NOAH ist immer Diamond Ring gewesen, doch mit Ausnahme von Katsuhiko Nakajima, der schon vor seinem NOAH-Engagement ein recht großer Name war, hat man sich nie die Mühe gemacht, Schüler von Kensuke Sasaki in eine Rolle zu bringen, in der diese auch für NOAH gewinnbringend sein könnten. So hätte etwa Kento Miyahara schon vor zwei Jahren einen Schritt nach vorn machen müssen, das Booking aber presste ihn immer wieder in die Rolle des Undercarders, in der er beispielsweise in 4:36 Minuten gegen Shane Haste verliert. So etwas kann sich NOAH mit einem Roster von nunmehr nur noch 13 Wrestlern, wenn man Akira Taue dazu zählt, im kommenden Jahr im Grunde genommen nicht mehr erlauben.

Bei den ersten Shows des Jahres bekommt man nun Unterstützung von New Japan, die Yuji Nagata, Satoshi Kojima, Tiger Mask, Jushin Thunder Liger und Takaaki Watanabe für einige Shows im Januar auf die grüne Matt schicken. Im ersten Moment möchte man meinen, es handle sich dabei um eine generöse Maßnahme von New Japan, die so Pro Wrestling NOAH am Leben erhalten, doch das ist es nur auf den ersten Blick. Denn selbstverständlich macht New Japan mit diesen kurzen Ausleihen Werbung für das eigene Produkt und gleichzeitig sorgt man so dafür, dass die genannten Wrestler im Januar noch Zeit im Ring bekommen, denn nur Liger & Tiger Mask werden im Rahmen der Fantasticmania Tour in diesem Monat noch für New Japan aktiv sein. Gerade für Rookie Watanabe ist diese Leihe höchst wertvoll, kann er so doch wichtige Ringerfahrung sammeln. Es wird weiterhin spannend zu sehen, ob dies eine einmalige Abmachung für die erste NOAH-Tour des neuen Jahres ist, oder ob man Nagata & Co. Im neuen Jahr häufiger bei NOAH sehen wird. Ich persönlich glaube, dass es sich New Japan punktuell erlauben kann, Wrestler wie Kojima, Liger oder Tiger Mask für Shows anderer Promotions zur Verfügung zu stellen, aber definitiv nicht in dem Umfang, wie es im Januar der Fall sein wird. Sobald die New Japan Tourneen im Februar wieder Fahrt aufnehmen, wird man es sich nicht erlauben können oder wollen, dauerhaft Wrestler an NOAH auszuleihen.

Es wird sich also zeigen, inwieweit NOAH 2013 in der Lage sein wird, seinen Platz im japanischen Wrestling zu verteidigen. Einen Platz, der schon in den letzten Jahren immer weiter zu bröckeln begann und der aufgrund der neuen Personalsituation bei NOAH im neuen Jahr vermutlich so sehr wie noch nie von Promotions wie Big Japan Pro-Wrestling, Dramatic Dream Team oder Dragon Gate in Frage gestellt werden wird. Denn anders als die vermeintlichen "großen drei" konnten diese drei Ligen in den letzten Jahren weitgehend ohne negative Schlagzeilen arbeiten und ihre Fanbasis sowie ihre Fernsehpräsenz immer weiter vergrößern. Der Weg über ein kleineres Roster hat vor Jahren bereits Pro Wrestling ZERO1 vor dem Untergang bewahrt und könnte auch für NOAH ein Schritt hin zur Konsolidierung sein. Ein so harter Schnitt kann also durchaus eine Chance sein, wenn man sie richtig anpackt. Gelingt es NOAH nicht, den Wegfall des gesamten Special Assault Teams zu kompensieren, welches in der neuen Stable-Welt von NOAH 2012 noch eine bedeutende Rolle spielte, wird dieser Weg allerdings steinig und hart. Auf der Arche muss man im kommenden Jahr definitiv kleinere Brötchen backen, möglicherweise noch kleinere als 2012, als bei einigen Houseshows bereits bei 250 Fans "Super No Vacancy" gemeldet wurde.

Somit kann man sich als Freund des japanischen Wrestlings auf ein spannendes Jahr 2013 freuen, welches einen klaren Marktführer mit Blick auf den internationalen Markt, den Kampf um Platz zwei auf dem nationalen Markt, den Überlebenskampf eines einstmals so ambitionierten Projektes und viele weitere spannende Geschichten zu bieten haben wird.