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Das Streitgespräch #9: Okada und WWE, kann das gut gehen? (STRIGGA vs. Woodstock)

Kolumne

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Published on:
08.01.2013, 21:47 
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Das Streitgespräch #9: STRIGGA vs. Woodstock

Okada und WWE, kann das gut gehen?


Fast ein Jahr ist vergangen, seitdem sich STRIGGA und Woodstock im letzten CAGEMATCH-Streitgespräch gegenübergestanden haben. Thema damals: Kazuchika Okada und dessen Aufstieg an die Spitze von New Japan Pro Wrestling. Und auch heute steht der junge Japaner wieder im Fokus. Pünktlich zu seinem ersten Auftritt im Main Event einer Show im Tokio Dome - quasi dem japanischen Gegenstück zu WrestleMania - brodelte die Gerüchteküche. Angeblich ist World Wrestling Entertainment brennend an einer Verpflichtung Okadas interessiert. Doch hat der Japaner, was es braucht, um bei WWE einen ähnlich komentenhafen Aufstieg hinzulegen, wie er es bei NJPW getan hat?

Woodstock: Ich bin fest davon überzeugt, dass Kazuchika Okada auch bei World Wrestling Entertainment den Durchbruch schaffen wird. Im vergangenen Jahr hat er ja schon eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er das Unmögliche möglich machen kann. Denn wer hätte ihm vor einem Jahr schon zugetraut, heute an der Spitze von New Japan Pro Wrestling zu stehen? Und wenn man sich mal anschaut, was ihn dorthin gebracht hat, dann entdeckt man genau die Qualitäten, die ihn auch in Amerika zu einem Superstar machen werden. Der Junge ist groß und athletisch, entspricht als dem Typ Wrestler, den man bei WWE besonders gerne hat. Außerdem hat er einen speziellen Look, eine Ausstrahlung, die ihn deutlich vom Durchschnittstypen abhebt. An seinen Fähigkeiten im Ring dürfte es ja nach dem vergangenen Jahr eh keine Zweifel mehr geben. Okada steht für Qualität. Und Qualität setzt sich am Ende immer durch.

STRIGGA: Ich stimme dir zu, dass Okada im vergangenen Jahr eine atemberaubende Bilanz vorzuweisen hat, die im japanischen Wrestling so wohl noch nicht da gewesen ist. Und ich stimme auch zu, dass Okada Qualitäten hat, die über die reine Arbeit im Ring hinaus gehen, hat. Dennoch bin ich nicht überzeugt, dass Okada bei der WWE erfolgreich sein kann. Sein Typ mag dem Typ Wrestler entsprechen, den man bei WWE gern hat, aber eines der größten Probleme, die Japaner in den Vereinigten Staaten in Zeiten des Sports Entertainment haben, ist die Sprachbarriere. Vor Okada gab es unter anderem die Beispiele Great Muta, Masahiro Chono, Tajiri, Ultimo Dragon oder auch zuletzt Yoshi Tatsu, die über die Rolle einer Randfigur nicht hinaus kamen. Ohne einen Manager, der für ihn Promos und Interviews gibt, sehe ich kaum eine Chance für Okada, in der Umgebung der WWE klarzukommen. Und dass selbst ein Manager kein Erfolgskriterium sein muss, zeigte Sonny Onoo beim Beispiel Masahiro Chono. Werfen wir dazu einen Blick auf die letzte Verpflichtung, die WWE von New Japan tätigte: Auch Tensai ist im grunde der Typ Wrestler, den die WWE gerne sieht, auch von seinen Fähigkeiten war man in Japan sehr überzeugt, doch seine Qualität setzte sich am Ende nicht durch.

Woodstock: Die Geschichte der Japaner in den Vereinigten Staaten ist in der Tat eine Geschichte voller Missverständnisse. Beispiele dafür hast du wahrlich genug genannt. Aber ich bin eben der Überzeugung, dass sich Okada nicht in die Galerie der Gescheiterten wird einordnen müssen. Denn anders bei den meisten von dir genannten Wrestler scheint es dieses Mal auch seitens WWE große Interesse an der Person Okada zu geben. Er ist eben nicht nur "ein Japaner", sondern jemand, der handverlesen ist. In der jüngeren Vergangenheit hat sich ja schon gezeigt, dass Wrestler, die unter dieser Prämisse geholt werden, auch eine entsprechende Behandlung erfahren. Als Beispiel sei Alberto Del Rio genannt, den man nun mehr und mehr als große Identifikationsfigur für die lateinamerikanische Zuschauerschaft positioniert. Für den japanischen Markt wird Okada diese Rolle diese Rolle übernehmen. Und er wird dabei erfolgreich sein.

STRIGGA Der wesentliche Unterschied zwischen Alberto Del Rio und Kazuchika Okada ist aber doch der, dass Del Rio eine Identifikationsfigur für einen Markt darstellt, der gerade in den Vereinigten Staaten sehr groß ist. Seine Wirkung bezieht sich also ganz gezielt auf den einheimischen Markt und auf die Einschaltquoten der wöchentlichen WWE-Sendungen, während man das von Okada nicht behaupten kann. Ich bin nicht darüber informiert, wie groß die japanische Bevölkerung in den USA ist, aber im Vergleich zur lateinamerikanischen Bevölkerung kann diese Gruppe nur eine Splittergruppe darstellen. Und warum sollte die WWE nun plötzlich auf die Idee kommen, eine eigene Identifikationsfigur für den japanischen Markt zu schaffen? Zwar ist die japanische Bevölkerung größer als die deutsche und auch das Interesse am Wrestling ist deutlich größer, aber warum kommt man dann nicht auch auf die Idee, eine deutsche Identiikationsfigur in die Shows einzubauen? Des weiteren: Warum jetzt? Warum nicht schon vor 5, 10 oder 15 Jahren? Das würde ja bedeuten, dass mit Kazuchika Okada plötzlich ein Mann auf der Bildfläche erschienen ist, der der einzige ist, dem man diese Rolle zutraut. Ich halte Okada auch für einen großartigen Performer, aber ich sehe nicht, wieso gerade er nun diese Rolle einnehmen sollte, wenn es gleichzeitig einen Hiroshi Tanahashi gibt, der seit Jahren DIE Identifikationsfigur des japanischen Wrestlings schlechthin ist.

Woodstock: Warum jetzt? Vielleicht, weil WWE sich gerade im Wandel befindet. Mit Ryback, The Shield, Big E. Langston und Antonio Cesaro sind in den letzten Monaten viele neue Gesichter im WWE-Programm aufgetaucht. Da scheint es doch gar nicht so abwegig, dass man mit Okada einen Mann gefunden hat, mit dem man auf dem japanischen Markt angreifen will. Ein großes Plus, das Okada gegenüber anderen Japaner hat, dürfte auch die Tatsache sein, dass er bereits ein ganzes Jahr in den Vereinigten Staaten verbracht hat. Zwar war seine Zeit bei Total Nonstop Action Wrestling auf dem Papier alles andere als erfolgreich, aber zumindestens Erfahrung dürfte er dort reichlich gesammelt haben. Er kennt die Sprache und das Leben in den USA, weiß wie es bei einer Sports-Entertainment-Promotion hinter den Kulissen zugeht. All das sollte dafür sorgen, dass er seine Chancen auf den großen Durchbruch selbst realistisch einschätzen kann. Wenn er denn die Entscheidung trifft, zu WWE zu gehen, wird er auch davon überzeugt sein, dort den Durchbruch zu schaffen.

STRIGGA: Die Frage, die ich mir dabei aber stelle, ist die, wieso Okada nach nur einem Jahr an der Spitze von New Japan eben diese Position leichtfertig aufgeben sollte, um sich erneut in den amerikanischen Markt zu stürzen. Auf diesem sammelte er zwar Erfahrungen, ob er diese jedoch in guter Erinnerung hat, bezweifele ich sehr stark. Okada wäre ja auch nicht der erste, dem der Erfolg bei der WWE ohne wenn und aber zu getraut wurde, denn auch Sin Cara war in Mexiko ein sehr großer Star und wurde auch zu Beginn seiner WWE-Karriere als ein solcher verkauft. Doch auch aus ihm wurde bis dato, obwohl auch er handverlesen war, sehr wenig. Trotz des Wandels im Produkt schätze ich das Risiko, dass Okada bei der WWE letztlich nur einer unter Vielen wird, deutlich höher ein als die Chancen, dass er es dort wirklich zum Star bringt. Schließlich gibt es in Japan auch noch sehr viel für ihn zu gewinnen. Nach einem herausragenden Jahr fände ich es nur sinnvoll, wenn er versuchte zu zeigen, dass dieses herausragende Jahr kein Zufall war, sondern dass er dauerhaft auf diesem Niveau bestehen und zum größten Superstar Japans heranreifen kann.


Wie ihr seht, haben beide Seiten einige gute Argumente vorgetragen. Doch wo steht ihr? Ist Kazuchika Okada bereit für eine große Karriere im Sports Entertainment? Oder sollte er New Japan Pro Wrestling treu bleiben?

Uns interessiert eure Meinung! Diskutiert mit STRIGGA und Woodstock auf dem CAGEBOARD.