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Inside The Cage Classics #162: WCW Uncensored 1999 – WCW goes Hardcore

Kolumne

Article information
Published on:
01.11.2016, 19:50 
Category:
Series:
Inside The Cage Classics (All entries of this article series)
Author(s):
WCW im Frühjahr 1999. Das hieß Experimente, grauenvolle Wochenshows, ein Booker, der sich selbst am nächsten war und einem Kader, dessen Moral am Ende war. Und dieser Kader sollte nun mit einer etwas härteren Ausrichtung als zuvor Uncensored bestreiten. Aquifel und der WCWler haben sich diesen PPV mit unsanktionierten Matches für euch angesehen.





Legenden, Blut und Stacheldraht

Aquifel: Auch bei Uncensored 99 hieß es im Main Event Hollywood Hogan gegen Ric Flair. Die Fehde der beiden wurde in den Wochen ja immer verbissener. Noch beim Superbrawl turnte Ric Flairs Sohn David Flair gegen ihn und Hogan blieb siegreich. Dieses Mal wurde das Ganze etwas rabiater geklärt: Ein Steel Cage, ohne Tür, mit Stacheldraht oben. So sollte keiner eingreifen können, insbesondere das Wolfpac nicht. Wer zuerst blutete, verlor. Zumindest in der Theorie. Flair blutete relativ schnell und schon war es das um die First Blood Stipulation. Allein das macht das Match schon sehr seltsam. Hogan versuchte Flair zu pinnen, der Ref zählte aber nicht. Flair blutete da schon ordentlich und irgendwie war keiner sicher, wie das Match jetzt überhaupt enden sollte. Auch Hogan begann, frenetisch angefeuert, zu bluten und auf einmal zählte der Ref einen Pin seitens Flair an. Hulk Up, Jubel, Leg Drop... und der Ref weigerte sich erst zu zählen. WTF? Nicht nur, dass mir die Heel/Face Aufteilung komplett durcheinander geriet (für mein Verständnis), die Stipulation und wie das alles enden konnte war in der Realität so verwirrend gelöst, dass scheinbar die Beteiligten selbst nicht wussten, wie das hier ablaufen, geschweige denn enden sollte. Nach Interference von Arn Anderson gab es den Figure Four und einen Fast Count des Refs... ich habe die Nitros echt nicht mehr im Kopf, denke aber, dass das im folgenden Nitro als Verschwörung von Flair entlarvt wurde. So war das aber bestenfalls eine Farce.

WCWler: Zuerst muss man mal sagen, dass die Fehde der beiden richtig ordentlich aufgebaut war. Am Ende des Aufbaus mit vielen Attacken vom Wolfpac und Parodien und einem langsamen Turn des Nature Boys in seinen Promos stand also dieser Kampf. Der World Title von Hogan gegen die Karriere von Ric Flair. Und als Zugabe sollte Flair noch die lebenslange Präsidentschaft von World Championship Wrestling aus den Händen von Eric Bischoff bekommen.
Das Match an sich war gut. Flair zog Hogan zu seinem wahrscheinlich besten Match seit ihrem letzten großen Aufeinandertreffen im Jahr 1994 und beide schafften hier den Double Turn, der zumindest von Seiten Hogans aber auf den ersten Blick keinen Sinn machte. Hier wurde Hogan aber so offensichtlich bejubelt, dass er zum ersten Mal seit Jahren wieder seine Hulk Up Masche abzog und der Nature Boy hier klar Heel war. Wie Aquifel schon schrieb, waren die Regeln in diesem Kampf sehr absurd. Und das war eigentlich das einzige, was mich an dem Kampf störte. Zu Beginn des PPVs sagten die Kommentatoren, dass es ein First Blood Match sei. Das durfte man vorher nicht sagen, weil auf den Turner Sendern im TV nicht Blood gesagt werden durfte... Flair ordnete dann an, dass diese Stipulation großzügig von Charles Robinson ausgelegt werden sollte. Das tat er dann auch und ignorierte das Blut vollkommen. Flair gewann dann per Pinfall ein regeltechnisch vollkommen zerstörtes Match und wurde zum 14. mal World Heavyweight Champion. Was für ein Rekord. Ob den mal jemand knacken wird? Interessant gemacht mit den Turn und die WCW hinterlässt hier ausnahmsweise mal kein Kopfschütteln nach einem PPV Main Event.


Titelgeschehen:

Aquifel: Gleich im Opener ging es um den Cruiserweight Title. Kidman war immer noch Champ und der von der ECW kommende, debütierende Mikey Whipwreck wollte ihm diesen Titel streitig machen. Das Ergebnis war zwar nicht sonderlich spektakulär, sondern eher "bodenständig", aber das hatten wir ja schon öfter in der Vergangenheit. Geschadet hat es dem Match nicht, aber so schien das Interesse und der Wow-Faktor wieder mal etwas geringer zu sein. Nichtsdestotrotz ein kurzweiliges und ganz ordentliches Match.
Das Rematch um die Tag Titles zwischen den Champs Barry Windham und Curt Hennig und den Herausforderern Dean Malenko und Chris Benoit hatte eine Lumberjack Stipulation mit einem kleinen Twist: Die Lumberjacks hatten Straps. So hatte das Ganze dann auch eine "echte" Hardcorekomponente, da die Lumberjacks so nicht nur die Leute in den Ring zurückwarfen, sondern sie fein säuberlich mit den Straps vermöbelt haben. Aber auch unabhängig davon: Alle vier waren hervorragend aufgelegt, das Match war klasse aufgebaut und auch mit dem Eingriff von Arn Anderson super gebooked. Dramatisch, spannend und mein Match of the Night. Tolle Angelegenheit.
Scott Steiner seines Zeichens TV Champ, konnte ja erst beim Superbrawl einen Sieg gegen Diamond Dallas Page erringen. Heute war sein Gegner von einem anderen Kaliber (?): Booker T. Booker wollte dem Wolfpac Mitglied logischerweise den Titel streitig machen. Wie zu erwarten konnte Big Poppa Pumps Handlanger Buff Bagwell nicht fair bleiben, dennoch gelang Booker am Ende der Sieg. Schlecht war das Match nicht, aber das Schema F mit Bagwell, der seinem "Mentor" am Ende den Sieg kostete, war doch sehr ausgelutscht.

WCWler: Mikey Whipwreck hatte ein gutes Debüt. Das Match im Opener hatte einen ausgeglichenen Beginn und der Neuling durfte einige Aktionen zeigen. Bemerkenswert war es, dass die Cruiserweights hier eine Zeit lang draußen eher brawlten, anstatt einen Kampf wie noch vor einem halben Jahr zu zeigen. Das machte das Match aber nicht schlechter. Trotzdem gab es Sprünge, so stand Kidman einmal mittig auf dem Top Rope und zeigte einen Crossbody nach draußen. Der Sieg kam dann auch nach einer Shooting Star Press von Kidman und es gab die logische Titelverteidigung.
Das Tag Team Match war klasse. Schönes Old School Tag Team Wrestling mit all dem Isolieren eines Faces, hier Dean Malenko, und dem dann verdienten Sieg der Horseman. Dazu brachten die Lumberjacks noch einen schönen Faktor in das Match. Denke auch, dass das das beste Match des Abends war.
Das TV Title Match fand ich schlecht. Ich kann mit Scott Steiner ab nWo-Zeiten nichts mehr anfangen. Sein Wrestling ist nicht gut und hier kann auch Booker T nichts retten. Warum das Match überhaupt stattfindet, war mir auch nicht ganz klar, aber am Ende gewinnt mit Booker T der bessere Wrestler. Und die Bagwellsache kam auch schon xmal im Wrestling so vor.


Wilde Action

Aquifel: Stevie Ray und Vincent hatten auch noch einiges miteinander zu klären, gerade in Bezug auf die Stellung in der nWo Black and White. In ihrem Harlem Street Fight wurde so vor allem im Publikum gebrawlt, ein probates Mittel der Spät 90er, das oft sehr gut ankam. Am Ende blieb Stevie Ray siegreich. Wenig verwunderlich bedenkt man, dass Vincent selbst zu seiner "Hochzeit" weder in der WWF noch der WCW wirklich bedeutsam war. Das Match... joa, kurz und belanglos, aber immerhin kein richtiger Stinker.
Kevin Nash, seines Zeichens einer der Leitwölfe des Wolfpacs, hatte Rey Mysterio Jr. ja seine Maske gekostet. Dieser trat dann hier auch gegen Big Sexy an. Rey sorgte auch dafür, dass es oft recht knapp wurde und er auch ohne Maske eine gute Figur abgab. Nash... nunja, im Endeffekt brauchte er wieder Lex Lugers Interference um den Sieg zu sichern. Bookingtechnisch ist mir das wieder zu "WCW" gewesen, mal abgesehen davon, dass Nash dieser Sieg so nichts brachte und Rey letzten Endes auch wieder nur begraben wurde.
Ein Two on One Handicap Match gab es zwischen Jerry Flynn auf der einen und Sonny Onoo und The Cat auf der anderen Seite. Das Match war dann auch so interessant, wie es auf dem Papier klingt. Bei dem talentierten und tiefen Roster traurig, dass DAS als PPV-würdig eingestuft wurde.
Wirklich wild ging es dann aber im Triangle Falls Count Anywhere Match her. Hak, vielen besser als Sandman bekannt, Raven und Bam Bam Bigelow beharkten sich mit Tischen, Stühlen, Canes und und und... quasi wirklich alles außer der sprichwörtlichen "Kitchensink"". War das hochklassig? Sicher nicht. Aber es war ein verdammt unterhaltsames Hardcore Match mit hohem Materialeinsatz und drei Workern, die wussten was sie in einem solchen Match tun müssen. Ein Hauch mehr Drama hätte hier vielleicht sogar einen echten Klassiker produzieren können. Egal, tolles Match.
Ein weiteres Rematch vom Superbrawl war das Dog Collar Match zwischen Chris Jericho und Saturn. Jericho will natürlich nicht angekettet werden, aber ihm bleibt ja keine Wahl. Man muss zugeben: Saturn sah immer "freakiger" aus und mit dem Lack & Lederrock, dürfte er auf viele wirklich sehr befremdlich gewirkt haben. Das Match war sicherlich kein Klassiker der Dog Collar Matches, aber soweit ganz ordentlich. Die Kette wurde bei Zeiten sehr gut eingebunden und am Ende fuhr Saturn den verdienten Sieg ein, nachdem er erneut den DVD anbringen konnte.

WCWler: Für mich ist Stevie Ray gegen Vincent eines der schlechtesten Matches, was wir hier in ITC Classic je gesehen haben, wo nicht Hogan beteiligt war. Dieses Match, um den Führungsanspruch der nWo Black and White, war im Ring richtig schlecht und beide Männer sollten am besten nie wieder auf einer PPV Card stehen.
Die nächste Paarung, die komplett grauenvoll war, war dann Mr.Booker gegen Rey Mysterio. Dieser verlor die Maske ja beim letzten PPV und durfte sich dann bei Nitro in der Zwischenzeit den Sieg zurückholen. Dieser Sieg war für Nash dann noch auf Jahre das Beispiel, dass er auch für kleine Gegner jobbt. Nun ja. Mysterio besiegte auch noch Bam Bam Bigelow bei Nitro, um hier in diesem Missmatch Kanonenfutter zu sein.
Dann ging die Dreierserie mit total schwachsinnigen Matches auch noch weiter. The Cat und Sonny Onoo gegen Jerry Flynn. Letzterer gewann nach etwas, was ich kein Wrestlingmatch nennen möchte und es war eine Schande, so etwas zu präsentieren.
Das Hardcore Match steigerte dann sowohl die Intensität der Worker sowie auch die Matchqualität. Sicher ist die bei einer solchen Matchansetzung nicht sehr hochklassig, aber die drei machten das beste daraus. Es gab viel Schrott im Ring und am Ende konnte Chastity, Ravens Schwester, gegen ihn turnte und Hak zum Sieg verhalf. Am Ende war es irgendwie ein lustiges Match, was man sich nach all dem Gewürge zuvor gut ansehen konnte.
Jericho gegen Saturn. Diese Fehde begleitete uns ja schon ein paar Wochen. Hier also ein Dog Collar Match, was Jericho erst Ralphus anhängen wollte, aber der wollte nicht mit dem wie Marilyn Manson aussehenden Saturn kämpfen. Irgendwie verständlich. Es wurde ein gutes Match, mit vielen Aktionen mit der Kette gegen Jericho und einem Sieg nach dem Death Valley Driver von Saturn. Dieser konnte sich hier gegen Jericho endlich den Sieg holen und diese Fehde holen. Für Jericho sollte es unterdessen der letzte WCW PPV mit einem Auftritt sein.


Fazit

Aquifel: Tja, der Main Event war verwirrend und irgendwo ein Clusterfuck. Der Rest ging aber, abseits des Handicap Matches, soweit in Ordnung oder war sehr ordentlich (wie das Tag Match, das FCA Match oder auch der Opener). Knapp an den 6 vorbei auf 5 Punkte.

WCWler: Schöner Opener, überraschend guter Main Event, ein interessantes Dog Collar Match und das hervorragende Tag Team Match reißen den PPV nach oben. Auch mit den 3 Ausfällen gebe ich klare 6 Punkte.

Die PPV-Gesamtwertung