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Strong Style Report #30: Italienische Revolution im Junior Turnier

Kolumne

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Published on:
20.06.2007, 01:10 
Category:
Author(s):
Die wöchentliche Dosis New Japan Pro Wrestling exklusiv für Cagematch.de.

Das dreht man sich einmal um und schon ist ein hochspannendes Best of the Super Juniors Turnier schon wieder vorbei. Wer im letzten Strong Style Report meine Prognosen gelesen hat und nun den Turnierverlauf verfolgt, der hat gemerkt, welch unvorhersehbare (oder einfach von mir nicht vorhergesagte) Wendungen die vierzehnte Ausgabe des wichtigsten Junior Heavyweight Turniers der Welt mit sich gebracht hat. Den Rest der Leserschaft stoße ich in dieser runden Ausgabe meiner Kolumne darauf. Auf dem Speiseplan steht natürlich das angesprochene Kräftemessen der Juniorgewichtler. Zum Dessert gibt es Neuigkeiten in Sachen IWGP Heavyweight Titel. Klingt doch appetitlich, also ran ans Buffet.

>> Aktuelle NJPW Shows
>> Best of the Super Juniors XIV in der Turnier DB


Makabe bekommt seinen Willen
Steter Tropfen höhlt den Stein. So was muss sich Togi Makabe bei seiner langanhaltenden Kampagne für ein Re-Match gegen Yuji Nagata gedacht haben. Zunächst nur von Rachsucht für das verlorene New Japan Cup Finale getrieben, hat der „Unchained Gorilla“ nach Nagatas IWGP Heavyweight Titelgewinnes einen neuen Motor für sein Treiben gefunden. Schon während der „GHB Desperado“ Tour im Mai (deren Name im Ganzen sooooo lang ist, dass ich ihn auf Dauer wohl zum Running Gag machen muss) hat Great Bash Heel Makabe den Champion vor, während oder nach jedem Match attackiert oder provoziert. Als im Anschluss an die Tour eine Titelverteidigung Nagatas angesetzt wurde, der Name des Herausforderers jedoch offen gelassen, fühlte sich Oberpunk Togi geradezu betrogen. Aus seiner Sicht verdiente natürlich niemand anderes einen Titelkampf. Damit hat er auch eigentlich nicht ganz Unrecht, immerhin zählt er derzeit zweifelsohne zu den erfolgreichsten Single Wrestlern New Japans. Im Laufe der „Best of the Super Juniors“ Tour hat nun auch die Führungsetage um Präsident Naoki Sugehayashi eingewilligt, sodass Togi Makabe am 6. Juli 2007 seinen ersten Shot auf den IWGP Heavyweight Titel erhalten wird. Für Nagata ist dies übrigens die zweite Titelverteidigung hintereinander in der mit gut 2000 Plätzen doch eher gemütlichen Tokyo Korakuen Hall. Zuletzt konnte „Mr. Saikyo“ Makabes Stable-Kollegen Shiro Koshinaka vor absolut ausverkauftem Haus bezwingen.
Das Match gegen den blutrünstigen Makabe jedoch wird unter einem ganz anderen Stern stehen. Im Zuge der Junior-zentrierten Juni Tour haben die Schwergewichtler meist nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Doch WEW Heavyweight Champion Makabe hat seine Provokationen gegen Nagata fortgesetzt. Höhepunkt der häufigen Scherereien ist – wie sollte es auch anders sein - die Final-Show des Turniers gewesen. Im Anschluss an den Co-Main Event, in dem sich die beiden Protagonisten mit je einem Partner gegenüber standen, gelang es dem „Unchained Gorilla“ Nagata einen nicht unerheblichen Teil seiner Haarpracht abzuschneiden! Damit dürfte eines Sache sicher sein: Am 6. Juli wird in Tokio der gefürchtete „Killer Nagata“ in Erscheinung treten. In Makabes Haute möchte man dann nicht stecken...

Nakamura zahlt Lehrgeld?
Rückkehr von einer langen USA Exkursion, sofortiger, fulminanter Gewinn der G1 Tag League, IWGP Titelkampf – und dann das Formtief. Für den großen Hoffnungsträger New Japans, Shinsuke Nakamura, sind die letzten neun Monate nicht ganz so optimal verlaufen, wie er es sich wohl selbst vorgestellt hatte. Zuletzt hatte er aus einer Niederlage gegen Togi Makabe Konsequenzen ziehen wollen und angekündigt, fortan in Opening Matches antreten zu wollen. Der zukünftige Superstar wollte die Erfahrungen machen, welche ihm entgangen sind, als er in den ersten Jahren seiner Karriere den Status des „Young Lion“ quasi komplett übersprungen hat. Doch ganz so drastisch hat er seinen Plan schließlich nicht umgesetzt. Dennoch: Im Juni kämpfe er immer in einem der ersten Matches des Abends, häufig an der Seite des einzigen anwesenden BLACK-Vertreters neben ihm selbst, Black Strong Machine. (Masahiro Chono hat sich einer OP unterziehen müssen, Giant Bernard und Travis Tomko haben nicht an der Junior Tour teilgenommen – bleibt nicht viel vom schwarzen Rebellen-Trupp...) Im Zuge dieser Kampagne hat Nakamura auch eine ganze Reihe von „low profile“ Singles Matches bestritten. Gegner wie Tomohiro Ishii, Toru Yano und Tomoaki Honma mussten sich dabei häufig Aufgabegriffen geschlagen geben. Nakamura arbeitet nämlich daran, einen Kompromiss zwischen seinem alten (Shoot Wrestling lastigen) Stil und seinem neueren (Powerhouse) Stil zu finden, mit dem er dann auch die „high profile“ Kämpfe gewinnen kann.
Erste Feuerprobe am Ende der Tour war für Nakamura dann ein Einzelkampf gegen GBH Boss Hiroyoshi Tenzan. Erst im April standen sich diese beiden Mann gegen Mann gegenüber. In beiden Matches war letztlich das Ergebnis das gleiche: Sieg Nakamura durch Cross Armbreaker. Der schwächelnde Tenzan scheint derzeit keine Hürde für den „Black Saviour“ zu sein. Von daher ist es schwer zu sagen, ob Nakamuras Formkurve nun tatsächlich wieder nach oben zeigt, oder eben doch nicht.
Im August jedenfalls, wird Nakamura das G1 Climax Finale erreichen und mit wohlmöglich auch das Turnier gewinnen. Davon bin ich zumindest felsenfest überzeugt. Aber ich habe beim BotSJ ja auch auf Taguchi gesetzt... Wat ne Überleitung!


BEST OF THE SUPER JUNIORS XIV

Gruppenphase

Die Gruppenkämpfe haben eines gezeigt: Das Senior-dominierte Zeitalter der New Japan Junior Division ist vorbei. Die „Big 4“ der letzten sieben Jahre sind gefallen. Die Youngster sind im Aufwind. Jushin Thunder Liger, Koji Kanemoto, Tiger Mask und Minoru haben echte Konkurrenz bekommen. Nur einer der vier genannten, Junior Champion Minoru, hat es über die Gruppenphase hinaus geschafft. Noch mehr Beweise? Bitte:
Wataru Inoue, zehn Punkte, Sieg über Tiger Mask
Ryusuke Taguchi, zehn Punkte, Siege über Kanemoto, Minoru
Milano Collection AT, acht Punkte, Siege über Tiger Mask, Jushin Thunder Liger
Diese drei Männer haben das Turnier dominiert. Alle gelten im Vergleich zu den genannten Superstars als aufstrebende Stars. Doch besonders Inoue und Taguchi haben sensationelle Ergebnisse erzielt. Ich persönlich habe zwar für Taguchi sogar den Turniersieg vorausgesagt, doch dass er fünf von sechs Gruppenkämpfen gewinnen würde, hätte ich nicht gedacht. Bei Inoue habe ich im Vorfeld gar nicht daran geglaubt, dass er die Gruppenphase überstehen würde. Bei Licht betrachtet ist er nun mal mittlerweile 33 Jahre alt, mimt aber immer noch den „fiery youngster“. Einen ganz großen Erfolg für ihn hatte ich deshalb nicht mehr erwartet.
Doch wie ich im letzten Report schrieb: Jushin Thunder Liger ist ein genialer Booker. Obwohl ich drei von vier Halbfinalisten richtig getippt habe (Tiger Mask an Stelle von Inoue...), war ich vor und nach den Halbfinals völlig ahnungslos und habe auch mal ganz deutlich auf den falschen Turniersieger getippt. Dazu gleich mehr.
Pech hatte in diesem Turnier vor allem mein Geheimtipp Prince Devitt. Gerade einmal ein paar Wochen nach der Rückkehr von einer Knieverletzung hat sich der junge Ire bereits nach zwei Turniermatches verletzt. Beziehungsweise er ist erkrankt, wenn ich das richtig aufgeschnappt habe, und musste deshalb ins Krankenhaus. Auf jeden Fall war seine erste Best of the Super Juniors Kampagne damit vorzeitig beendet. Wirklich Schade, da ich ihm einige Überraschungssiege zugetraut habe.
A propos Überraschungssiege. Young Lion Tetsuya Naito, der nur aufgrund einer Verletzung Jados ins Teilnehmerfeld gerutscht, hat sich mit zwei Siegen mehr als gut geschlagen. Zum einen gelang es dem vielversprechenden jungen Mann Gedo zu bezwingen, zum anderen sogar den Anführer des „Samurai Gym“ höchstpersönlich, El Samurai. Seine erste Turnierteilnahme kann damit als durchaus erfolgreich abgehakt werden.

KO-Phase

Die beiden besten Wrestler jeder Gruppe ziehen ins Halbfinale ein. Von diesem Zeitpunkt an zählen nur noch Siege.
Gruppensieger Wataru Inoue des Block A hat mit dem Gruppenzweiten des Block B das nominell schwerste Los überhaupt gezogen: IWGP Junior Heavyweight Champion Minoru. Noch im Februar hat Letzterer seinen Titel relativ routiniert gegen Inoue verteidigen können. Doch nach einer dominanten Gruppenphase hat Inoue das Selbstvertrauen, schafft es zum ersten mal in seiner Karriere, die Hürde zu überwinden, welche Minoru für ihn dargestellt hat. Schon mehrfach ist der „junge“ Mann am Top Junior gescheiter – unter anderem im Halbfinale des letztjährigen Turniers. Doch 2007 ist Inoues Jahr, er überspring die hohe Wand, welche sich ihm in den Weg stellt und zieht ins Turnierfinale ein. Toll, dass ausgerechnet der Mann, den ich gar nicht als Halbfinalisten gesehen habe, ins Finale kommt... Meine Fähigkeiten als Wahrsager sind also doch eher minderer Qualität. Aber es kommt noch besser...
Milano Collection AT schrammt als Zweiter der A Gruppe in die Vorschlussrunde und sieht dem sich dominanten „Funky Dancer“ Ryusuke Taguchi gegenüber. Aber noch einmal fürs Protokoll: diese beiden aufstrebenden Wrestler haben in der Vorrunde die „Big 4“ besiegt. Milano zwei, Ryu zwei. Ein Halbfinale unter die Superstars der Zukunft also? Auf jeden Fall ein Halbfinale, welches ich so auf meinem Zettel hatte. Die beiden haben mich in Six Man Tag Matches begeistern können, wenn sich gegeneinander im Ring standen, sodass ich einfach das Singles Match sehen wollte. Liger ging es da wohl ähnlich und TADAA, Markus tippt ausnahmsweise etwas richtig. Von langer Dauer ist das natürlich nicht, denn entgegen meiner Prognose VERLIERT „Funky Weapon“ Taguchi das Match. Der Pseodoitaliener mit schwarzem Hintergrund und Verbindung zur CTU zieht ins Finale ein.

Womit der Tisch gedeckt wäre. Aber ich sollte nicht schon wieder mit Essens-Metaphern anfangen. Bin ich vielleicht hungrig? Ist wohl eine Überlegung wert...
Wataru Inoue gegen Milano Collection AT, Best of the Super Juniors Finale 2007! Fürs Protokoll noch einmal, was ich den beiden respektive prognostiziert hatte: Mittelfeldplatz und Halbfinalaus. An diesem Punkt jedenfalls war mir (wie man auch im Forum nachlesen konnte) zu 98% sicher, dass Inoue das Turnier gewinnen würde und damit endlich seinen Push an die Spitze erhalten. Die Begründung ist politischer Natur: Milano tritt zwar seit letztem August regelmäßig für NJPW an, hat jedoch im Januar keinen Vertrag unterschrieben. Er ist nicht fest an die Liga gebunden und kann damit jederzeit auch bei der Konkurrenz anheuern. In solchen Situationen ist New Japan IMMER zurückhaltend gewesen und hat den Turniersieg einem „heimischen“ Worker gegeben. Immer. In jedem G1 Climax, in jeder G1 Tag League, in jedem Best of the Super Juniors. „Outsider“ im Finale ja, als Sieger aber nicht. Selbst Giant Bernard, der im letzten Jahr den New Japan Cup gewonnen hat, ist vertraglich relativ sicher an New Japan gebunden. Doch Milano? Nun, ehrlich gesagt, ist über sein Abkommen mit NJPW wenig um nicht zu sagen nichts bekannt. Und das hat mir in meiner Vorhersage wohl das Genick gebrochen. Denn Milano Collection AT hat das vierzehnte Best of the Super Juniors gewonnen. Finalsieg über Wataru Inoue. Irgendwie ein Schock. Doch ein positiver. Milano hat das Zeug dazu, die NJPW Junior Division auf Dauer mit seiner Präsenz zu bereichern. Nun deutet alles darauf hin, dass er eben dies auch tun wird. Ich gehe davon aus, dass seine Absprache mit der Liga ziemlich fest ist. Oder seine Freundschaft zu Liger oder sonst was. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass Milano mit diesem großen Erfolg in der Tasche einfach abhauen wird. Deshalb freue ich mich sehr über seinen Sieg. Er hat die Junior Division aufgerüttelt, die „Big 4“ durchbrochen, eine neue Ära eingeläutet. Gemeinsam mit Wataru und Taguchi führt er die nächste Generation von New Japan Junior Heavyweights nun an die Spitze. Eigentlich kann da ein „Generationen Krieg“ gar nicht mehr weit sein. Alt gegen Jung? Eigentlich ein Programm, welches nach den Jahren der Senior-Dominanz irgendwann unumgänglich wird. Doch für den Moment heißt es: Italien-Flaggen raus und ein herrlich unvorhersehbares, spannendes und vor allem knappes Best of the Super Juniors XIV feiern. Und den Cagematch.de Superstar der Woche: Milano Collection AT, König der Super Juniors 2007.


Vielen Dank für das Lesen meiner Kolumne. Wenn diese euch gefallen hat oder auch Diskussionsbedarf geweckt hat, schaut doch einfach mal auf dem Cageboard vorbei. Ich freue mich über jede Antwort und beantworte bereitwillig jede Frage.

Diskussion auf dem Cageboard

Verfasst von Markus Suhr, 20. Juni 2007.
rancor@cagematch.de
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