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Eine Beziehung in der Krise - WWE Championship und der PPV Main Event

Kolumne

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Published on:
19.08.2012, 18:53 
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Heute Nacht ist es mal wieder soweit. World Wrestling Entertainment veranstaltet ihren zweitgrößten Pay-Per-View des Jahres: SummerSlam. Im Fokus dieser Veranstaltung steht vor allem ein Match, nämlich das große Aufeinandertreffen zwischen Brock Lesnar und Triple H. Und damit scheint es zum achten Mal in diesem Jahr so zu sein, dass kein World Title Match im Main Event einer Großveranstaltung steht. Nachdem dies in diversen Foren und Kommentaren schon kritisiert wurde, wollen wir hier einmal kurz auf die derzeitige Main Event Situation der WWE eingehen und versuchen, an Hand der bisherigen PPVs herauszufinden, warum denn nie der WWE Title oder World Title im Main Event stand und warum sich das auch beim SummerSlam (vermutlich) nicht ändern wird. Den Royal Rumble lassen wir hier einmal raus, denn warum da kein Titelmatch im Main Event stand, dürfte ja allen bekannt sein.

Elimination Chamber – 19.Februar 2012

Wie es der PPV Name schon sagt, drehte sich beim Februar-Event alles um die „Ausscheidungskammer“ (an dieser Stelle ein schöner Gruß an Carsten Schaefer und Günther Zapf). Daniel Bryan sowie CM Punk verteidigten ihre jeweiligen Titel in einem Elimination Chamber Match, doch keines der beiden Titelmatches stand im Main Event. Den bestritten nämlich John Cena (diesen Namen wird man in den nächsten Zeilen noch öfter in diesem Zusammenhang lesen) und Kane, um ihre Rivalität in einem Ambulance Match zu beenden.
Es ist schon schräg, wenn der eigentlich Aufhänger dieser Veranstaltung, nämlich die Elimination Chamber nicht den Event abschließen darf. Ähnlich grotesk war es ja beim letztjährigen „Night of Champions“, als kein Titelmatch im Main Event stand. Aber auch da lag der Hauptfokus in den Shows nicht auf einem der beiden Titel, sondern auf einer anderen Auseinandersetzung. Damals war es Triple H vs. CM Punk, hier eben John Cena vs. Kane. Und da die beiden Titelkämpfe auch Multi-Men Matches ohne viel Hintergrund waren, ging die Ansetzung, das Ambulance Match in den Main Event zu packen, auch in Ordnung. Im Nachhinein betrachtet kann man das sicherlich anders sehen, denn damit endete Elimination Chamber 2012 nicht gerade auf einer wrestlerischen Höchstnote.

WrestleMania 28 – 1. April 2012

Der größte PPV des Jahres bot auch gleichzeitig das größtmögliche Match der heutigen Zeit. The Rock kehrte nach acht Jahren Ringpause zurück, um sein „Once in a Lifetime“ Match gegen John Cena zu bestreiten. Von Anfang an war jedem klar, dass dieser Kampf auch den Event abschließen wird, da er einfach über allem anderen auf dieser Card stand. Die Matches um die beiden großen Gürtel der Liga, nämlich Daniel Bryan vs. Sheamus um die World Heavyweight Championship, sowie CM Punk vs. Chris Jericho um den WWE Title, kamen, trotz vielversprechender Matchqualtität, einfach nicht an das große Match zwischen Cena und Rock heran. Deswegen kann man dies hier auch ohne große Kritik so stehen lassen.

Extreme Rules – 29.April 2012

Vier Wochen nach WrestleMania war The Rock wieder aus den Shows veschwunden. Dafür tauchte ein weiterer ehemaliger Superstar auf, der sein Augenmerk auch gleich auf John Cena gerichtet hatte: Brock Lesnar. Für Extreme Rules wurde schließlich ein gleichnamiges Match der beiden angesetzt, damit sie ihre Differenzen klären konnten. Unter dessen sollte Sheamus sein bei WrestleMania gewonnenes Gold gegen den Ex-Champion Daniel Bryan in einem 2 out of 3 Falls Match verteidigen, während Chris Jericho eine weitere Chance auf den WWE Title bekam, in dem er CM Punk in dessen Heimatstadt in einem Chicago Street Fight herausfordern durfte.
Vor dem Event hatten viele Fans die Hoffnung, dass man die persönliche Auseinandersetzung zwischen Punk und Jericho in den Main Event stellen würde, nicht zuletzt, weil der Event in Punks Hometown Chicago stattfand. Die beiden mussten sich allerdings mit einem früheren Platz auf der Card anfreunden, denn den Main Event bestritt einmal mehr John Cena. Und im Gegensatz zu Elimination Chamber gab es diesmal ein wirkliches Highlight als PPV-Abschluss, so lieferten sich Cena und Lesnar eine erbitterte Schlacht, die trotz fehlenden Titels den Platz eines Main Events mehr als rechtfertigte. Nichtsdestotrotz wurden hier schon erste Rufe laut, die kritisierten, dass doch immer John Cena, und eben nicht der Titel im Main Event stehen würde. Rufe, die in den nächsten Monaten noch lauter werden sollten.

Over The Limit – 20.Mai 2012

Einen Monat, nachdem er sein Titelmatch gegen Sheamus verlor, durfte Daniel Bryan schon um den nächsten, womöglich größeren Titel der Company antreten. In einem Duell ehemaliger Independent-Stars verteidigte CM Punk seine WWE Championship gegen den American Dragon. Wahren Wrestling-Fans lief das Wasser im Mund zusammen, so versprach diese Paarung ein weltklasse Match zu werden. Und obwohl die beiden den hohen Erwartungen gerecht wurden und das womöglich beste WWE Match des Jahres gezeigt haben, stand wieder ein anderer Kampf im Main Event.
John Cena (welch Überraschung) trat gegen den damaligen General Manager von RAW und SmackDown John Laurinaitis an. Und obwohl in diesem Match der Job von Laurinaitis auf dem Spiel und diese Fehde auch meist im Mittelpunkt von RAW stand, wollte man einfach nicht glauben, dass dieses Match den Event wirklich abschließen würde. Doch anscheinend reichte die Wichtigkeit der Story und Stipulation aus, um erneut kein Titelmatch im Main Event eines PPVs zu zeigen. Stattdessen gab es recht langweilige 17 Minuten zwischen Laurinaitis und Cena, welche damit endeten, dass Big Show wenig überraschend für alle etwas smarteren Wrestling-Fans für Johnny Ace eingriff und diesem zum Sieg verhalf.
Dies war das erste Mal, dass bei den Fans richtiger Zorn aufkam, dass John Cena schon wieder im Main Event stand, obwohl Punk und Bryan ein Match der Extraklasse zeigten und sich diesen Spot eigentlich auch mehr als verdient hatten. Wrestlerisch war es hier sicherlich die falsche, Storyline-technisch wohl aber die logische Wahl.

No Way Out – 17.Juni 2012

Im nächsten Monat sollte erneut der Job von John Laurinaitis auf dem Spiel stehen. Allerdings bestritt er diesmal selbst kein Match, sondern ließ seinen neuen Freund Big Show für sich antreten, und zwar in einem Steel Cage Match gegen, dreimal dürft ihr raten, richtig, John Cena. Und wenig überraschend stand dieser Kampf dann auch im Main Event. Das WWE Championship Match war diesmal ein Triple Threat zwischen CM Punk, Daniel Bryan und Kane und wurde in der Midcard ausgefochten. Sheamus verteidigte seinen World Heavyweight Title unterdessen sogar schon im Opener gegen Dolph Ziggler, aber der große goldene Gürtel wird eh nur noch zweitrangig behandelt.
Auch wenn der Frust über die Card-Platzierungen nicht ganz so groß war, einfach weil man sich wrestlerisch vom WWE Title Match nicht mehr so viel versprochen hatte wie im Vormonat, stießen sie nach wie vor auf Unverständnis. Zwar stand die Story rund um die beiden Johnnys nach wie vor im Hauptfokus der Wochenshows, aber mittlerweile war auch die Storyline rund um Punk, Bryan, Kane und AJ mehr als interessant und versprach Spannung pur. Deshalb wäre auch hier eine gute Gelegenheit gewesen, die WWE Championship endlich einmal wieder einen PPV abschließen zu lassen. Die WWE setzte ihre Prioritäten offenbar anders, und so ging No Way Out mit einem feiernden John Cena und einem gefeuerten John Laurinaits Off Air, und eben nicht mit einem siegreichen CM Punk.

Money In The Bank – 15.Juli 2012

Beim nächsten PPV war John Laurinaitis schließlich aus den Shows verschwunden, John Cena steckte im Money In The Bank Match und Kane war inzwischen aus dem WWE Titelrennen ausgeschieden, wodurch man erneut ein Singles Match zwischen CM Punk und Daniel Bryan um den wichtigsten Titel der Company bekam. Und gerade nachdem man bei Over The Limit gesehen hat, zu was die beidem im Stande sind, konnte man doch davon ausgehen, dass es endlich ein Titelmatch im Main Event geben würde. Aber erneut wurde die Hoffnung aller Fans im Keim erstickt, denn das MITB Ladder Match um den WWE Championship Contract stand im Main Event, welches, oh Wunder, von John Cena gewonnen wurde.
In allen vorangegangen Großveranstaltungen konnte man noch damit argumentieren, dass der Main Event auch das Match mit dem größten Story-Hintergrund war. Dieses Argument griff hier aber nicht mehr, Daniel Bryan vs. CM Punk war persönlich, hatte AJ als Special Referee und im Gegensatz zum Money In The Bank Match eine lange Story.
Damit konnte man hier wirklich nur John Cena selbst als Grund nennen, warum das Titelmatch nicht im Main Event der Show stand. Und spätestens hier gab man das falsche Signal, denn hier wurde dem Fan suggeriert, dass ein Match um eine Titelchance wichtiger ist als der Titel selbst. Und obwohl Punk vs. Bryan nicht ganz so stark war wie bei Over The Limit, wäre es eines Main Events immer noch würdig gewesen.

SummerSlam - 19.August 2012

Nach dem Rückblick auf die bisherigen Großveranstaltungen des Jahres werfen wir nun einen Blick voraus auf heute Abend. Die drei großen Matches für den diesjährigen SummerSlam sind: Sheamus vs. Alberto Del Rio um die World Heavyweight Championship, CM Punk vs. John Cena vs. Big Show um den WWE Title sowie Brock Lesnar vs. Triple H.
Fans, die die WWE regelmäßig verfolgen, wissen, auf welchen Kampf dieser Event aufgebaut ist. Lesnar vs. HHH steht von der Wichtigkeit her über den beiden Titelmatches, bei der letzten RAW-Ausgabe lag der Fokus eindeutig auf dieser Fehde und man kann davon ausgehen, dass dieses Match auch den SummerSlam 2012 abschließen wird. In diesem Fall ist dies aber sicherlich vertretbar, Brock Lesnar ist ein großer Draw, die Storyline gut aufgebaut und das WWE Title Match spielt (möglicherweise sogar bewusst) die zweite Geige. Dennoch wird auch nach dieser Großveranstaltung ein fader Beigeschmack bleiben, sollte erneut kein Titelmatch den Event abschließen dürfen.

Meine Gedanken dazu: Sieben Großveranstaltung, sieben Mal stand kein World Championship Match im Main Event. Eine erschreckende Statistik auf den ersten Blick, die am heutigen Abend wahrscheinlich noch einmal aufgestockt wird. Allerdings muss man bei all der Kritik, welche sicherlich auch berechtigt ist, berücksichtigen, dass zumindest bei drei der bisherigen sieben PPVs der Main Event Spot berechtigt vergeben wurde. Beim Royal Rumble, bei WrestleMania sowie bei Extreme Rules sind die Hauptkämpfe in meinen Augen durchaus richtig gewählt, und auch der Main Event bei No Way Out geht in Ordnung.

Warum regt sich ein Großteil der Fans also so sehr über das mangelnde Spotlight für die WWE Championship im Speziellen auf? Zum einen liegt das natürlich am amtierenden Champion. CM Punk füllt seine Rolle großartig aus, ist ein Liebling der Smart-Marks und hätte es einfach verdient, im Mittelpunkt der Wochenshows und Pay-Per-Views zu stehen. Eine Tatsache, die mittlerweile ja auch in den WWE Storys thematisiert wird.

Der zweite Grund ist die Matchqualität. Die Fans hätten gerne den besten Kampf des Abends auch als letzten Kampf des Abends gesehen. Wenn man sich dann allerdings John Cena vs. John Laurinaitis im Main Event anschauen muss, statt CM Punk vs. Daniel Bryan, verursacht das natürlich jede Menge Unmut bei den Fans, welche sich über den Event gesehen ein steigendes Niveau erwarten.

Und der dritte, wohl wichtigste Grund: John Cena. Er ist jetzt seit Jahren das Gesicht der WWE, aber selten hatte man das Gefühl, dass man ihn so aufgezwängt bekommt wie in diesem Jahr. Besonders deutlich wurde dies bei Over The Limit und Money In The Bank. Diese beiden PPVs wären die perfekte Gelegenheit für die WWE gewesen, Cena mal ein bisschen aus dem Main Event Spot herauszunehmen und den Fokus auf den Titel zu legen. Das hat man leider nicht gemacht und so entstand gerade in den letzten zwei Monaten ein großer Überdruss für die Main Event Präsenz von John Cena. Als er 2006/2007 Dauer-Champion war, stand er zwar auch in so gut wie jedem PPV Hauptkampf, da konnte man das allerdings durch eben jenen Titel rechtfertigen.

Allen Fans ist bewusst, dass John Cena das Face der Company ist und ich schätze, die meisten haben diese Tatsache, trotz aller vorhandener Antipathie, inzwischen akzeptiert. Ist es deswegen aber notwendig, ihn derart ins Rampenlicht zu stellen und jeden PPV headlinen zu lassen? Nein, mit Sicherheit nicht. Zum einen tut es dem Produkt wresterlisch nicht gut, denn selbst die größten John Cena – Fans werden einsehen müssen, dass er im Ring eher beschränkt ist. Zum anderen schadet dies dem Ansehen des Titels, wenn auch nicht in so hohem Maße wie es oft gesagt wird. Und wie oben bereits erwähnt , hat man mit CM Punk doch einen sehr, sehr guten Titelträger, der auch mehrere Events auf seinen Schultern tragen kann und mittlerweile hinter Cena auch die unangefochtene Nr. 2 der Company ist.

Zumindest im nächsten Monat könnte es der WWE Title wieder in den Main Event schaffen, denn aller Voraussicht nach wird John Cena bei Night of Champions in seiner Heimatstadt Boston CM Punk herausfordern. Was die Zeit danach angeht, muss man sicherlich abwarten, wer sich im WWE Title Picture rumtreibt. Sollte sich John Cena (ich entschuldige mich jetzt bei allen, die den Namen nach all meinen Zeilen hier satt haben, aber es ließ sich schwer vermeiden) das Gold in naher Zukunft zurückholen, sollten die Chancen zumindest nicht allzu schlecht stehen, dass sich die Beziehungskrise zwischen der WWE Championship und dem PPV Main Event wieder etwas legt.