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Phils TNA-Blog #1: Destination X - The Greatest Man That Ever Lived

Kolumne

Article information
Published on:
02.08.2012, 22:45 
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Herzlich Willkommen zur ersten Ausgabe von Phils TNA-Blog!

Ich habe mich spontan dazu entschlossen, wieder einen Wrestlingblog zu schreiben, der sich mit dem spoilerfreien Gucken von Wrestlingshows vereinen lässt. Als klassischer Fan guter Mainstream-Wrestling-Unterhaltung bietet sich da zwar in erster Linie die WWE an; immerhin habe ich ja bereits ein WWE-Blog in der Hinterhand, wenn es in den letzten Jahren auch eher nur sporadisch aktualisiert wurde. Jedoch habe ich es einfach nicht geschafft, mich dafür zu motivieren, die WWE-Shows dauerhaft in voller Länge anzuschauen. Das, was mir gefällt, ist zu oft zu niedrig gewichtet und wird von dem, was mir weniger gefällt, in den Hintergrund gedrängt. Ich verfolge die Shows sowie die interessanten Matches und Segmente um meine Lieblingswrestler wie Bryan oder Punk, aber das Drumherum ist mir einfach zu durchschnittlich.

Was ich jedoch in den letzten Monaten -- oder besser: dem letzten Jahr -- fast gar nicht verfolgt habe, ist TNA Wrestling. Die letzte Show, die ich gesehen habe, war Anfang 2010, bevor Bischoff und Hogan die Liga komplett umkrempelten und tatsächlich noch chaotischer und zweitklassiger wirken ließen als zuvor. Dennoch habe ich mich dazu entschieden, der Liga eine Chance zu geben, weil mich zwei Dinge sehr beeindruckt haben. Das ist zum Einen, dass es in den letzten Monaten vergleichsweise ruhig geworden ist, was peinliche Aktionen der Liga anbelangt. Klar, Brooke Hogan brauche ich auch nicht sehen, aber ansonsten habe ich den Eindruck, die Liga wurde einem Wandel unterworfen, der sie für mich interessant machen könnte. Der andere Grund ist der Ausgang des Destination X-Pay Per Views mit dem -- für mich -- überraschenden neuen World Champion, einem Mann, den ich noch sehr gut und mit Wohlwollen aus ROH-Zeiten in Erinnerung habe.

Abgesehen vom Main Event dieser wusste ich zum Zeitpunkt meiner Entscheidung kaum etwas vom aktuellen Geschehen in der Liga. Keine Ergebnisse, die anderen Champions waren mir nicht bewusst, selbst die Hierarchie der Wrestler ist mir komplett unbekannt. Natürlich kenne ich die bekannten Gestalten davon, habe aber keinen blassen Schimmer, was sie heutzutage so treiben. Und das ist doch die ideale Voraussetzung für ein spoilerfreies Blogvergnügen. Ich bitte dennoch bei den TNA-Profis unter euch im Voraus um Vergebung, wenn ich Stories nicht kenne, Wrestler nicht kenne, Hintergründe nicht kenne und einfach nur das kommentiere und bewerte, was ich sehe und höre. Und verzeiht mir auch, dass ich ein bisschen spät dran bin chronologisch, da der nächste PPV ja schon vor der Tür steht. Ich will aber versuchen, die IMPACT-Sendungen über die nächsten Tage schnell aufzuholen, um sobald wie möglich einen normalen wöchentlichen Rhythmus zu schaffen.

Fangen wir also an. Meine übliche Herangehensweise wird die gleiche sein wie bei WWE-Shows, indem ich beschreibe was mir gefallen hat, was mir nicht gefallen hat, was ich nicht einordnen konnte und was mein Fazit ist. Begleitet mich also auf diese wunderbare Reise in eine Welt des Wrestlings, von der ich praktisch gar nichts mehr weiß.

TNA Destination X -- The Greatest Man That Ever Lived

Was mir gefallen hat:

* Austin Aries vs. Bobby Roode: Aries habe ich zwischen 2004 und 2007 bei Ring Of Honor genossen, daher wusste ich bereits um seine Qualitäten und seine zweifellosen Champion-Qualitäten. Bobby Roode war für mich ein relativ unbeschriebenes Blatt, weil seine erste große Regentschaft komplett an mir vorbeigegangen ist. Wenn das Ende aber indikativ für die Qualität der Regentschaft war, dann war es sicherlich eine der besten in der Geschichte der Liga, denn Roode hat mich in seiner Rolle vollends überzeugt. Er spielt den egozentrischen, arroganten Heel ausgezeichnet und weiß die kleinen Dinge, die ein Match soviel interessanter machen, richtig einzusetzen (Blicke, Emotionen, Selling, Heelmoves). Das Match war angenehm lang und komplett ohne Eingriffe von außen, was ich an Main Events immer sehr schätze. Das etwas ausgelaugte Publikum blieb tapfer bei der Stange und ließ sich willentlich von der starken Matchstory mitreißen, was dem Match zusätzlich geholfen hat. Bleibt zu sagen, dass "The Greatest Man That Ever Lived" ja wohl mit Abstand der coolste Nickname ist, den ich seit langem gehört habe. Er passt zu Aries, zu der Art von Aries, dessen Titelgewinn ja schließlich auch einer der Hauptgründe war, warum ich diesen Blog begonnen habe. Ich hoffe auf eine lange, gute Regentschaft des großartigsten Menschen, der jemals gelebt hat. Und ich hoffe, dass Roode seine Heelrolle weiter ausleben darf, denn das hat mir richtig gut gefallen. Und den Fans in der ersten Reihe auch, die den ganzen Abend gute Laune hatten und zum Ende der Show richtig feierten.

* AJ Styles vs. Christopher Daniels: Wenn Angle und Joe mit verbundenen Augen miteinander kämpfen können, dann können diese beiden es im Schlaf. Styles ist ein so unglaublich stilsicherer Wrestler und Daniels ein erfahrener, kompetenter Heel, daher war es kein Wunder, dass das Match mit erfreute. Die Dramatik der Storyline war an mir vorbei gegangen, aber zum Glück spielte sie überhaupt keine Rolle, weil die Dramatik des Matches ausreichte. Das Blut passte zur Last Man Standing-Bedingung, genauso wie die Aktionen an der Rampe und das fantastische Finish dazu passten. Daniels gefiel mir in seiner Rolle auch endlich mal, was in der Vergangenheit nicht immer vorkam -- das war bestimmt die lange Hose, die viel besser zu ihm passt als das knappe Höschen, das er früher immer trug. Styles mit langer Hose sah auch besser aus und insgesamt nicht mehr so schmächtig wie vor fünf bis zehn Jahren -- ihr merkt schon, ich habe keine Ahnung, was TNA die letzten Jahre gemacht hat. Und weil ich gerade das Aussehen kommentiere, möchte ich dann doch sagen, dass ich Kazarian erst auf den dritten Blick erkannt habe, aber seine (neue?) Frisur dann gleich sofort um Welten besser fand als den langen Pferdeschwanz von früher. Das Team Daniels/Kazarian wirkt auf einmal sehr viel interessanter auf mich, wenn ich nicht nur die Namen sehe, sondern auch, was die Wrestler dahinter heutzutage so machen.

* Samoa Joe vs. Kurt Angle: Beide Wrestler habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen, habe aber sehr deutliche Erinnerungen an ihre Glanzzeiten in der WWF/WWE bzw. bei Ring Of Honor. Daher war ich sehr gespannt darauf zu sehen, wie sich die beiden über die Jahre gehalten haben und konnte dann auch mit Freude feststellen, dass sie nichts ihrer Klasse verloren haben. Zwar war das Match wegen der Bound For Glory-Serie etwas kurz, aber dennoch von Anfang bis Ende kompetent, intensiv und glaubhaft präsentiert. Den Kommentar von Tenay und Borash fand ich hier auch stark -- und dass nicht nur, weil sie nicht Michael Cole heißen oder sich so aufführen. Den Ausgang des Matches fand ich angenehm überraschend und glaubhaft, auch wenn die Finishing Sequence für die beiden sicherlich schon mit verbundenen Augen durchführbar war. Apropos Augen bzw. Aussehen: an Joes Taz-Mohawk muss ich mich noch gewöhnen, der hat mich das ganze Match über abgelenkt. Seit wann trägt der die Haare so? Insgesamt absolut rundes und sehenswertes Match zweier Weltklasse-Wrestler, die sicherlich noch mehr können, aber hier nicht mehr zeigen mussten, um mich zufrieden zu stellen.

* X-Division-Turnier (Vorrunde): Ich muss zugeben, ich kannte die meisten Teilnehmer nicht. Sonjay Dutt war mir bekannt, genauso wie Douglas Williams (mit dem ich ein gemeinsames Foto aus gemeinsamen CWN-Zeiten habe *cheap plug*); Kid Kash habe ich *gelegentlich* gesehen, aber vom Namen war er definitiv geläufig. Danach zucken meine Erinnerungssynapsen nur mit den Schultern. Rashad Cameron, Mason Andrews, Kenny King, Dakota Darsow, Rubix, Lars Only, Flip Cassanova, Zema Ion? Noch nie gesehen. Ich muss die hier alle mal aufschreiben, weil ich sonst die Namen vergesse. Trotzdem haben sie alle einen guten Eindruck hinterlassen. Die Vorrundenmatches waren jetzt nicht die Oberburner, aber das müssen und sollten sie an deren Stelle der Card ja auch gar nicht sein. Alles meistens kompetent, auch wenn ich mich noch an das Tempo gewöhnen muss und dass Selling, glaubwürdige Moves und Matchstory nur Nebenrollen spielen. Sei's drum, man konnte es sich schon anschauen ohne peinlich berührt zu sein und einige schöne Aktionen gab es ja doch zu sehen. Am besten fallen haben mir in der Vorrunde Rashad Cameron (tolle Heel-Intensität) und das grandiose Zema Ion-Gimmick. Der Typ hat ein richtig gutes Heel-Gimmick und zumindest in der kurzen Zeit, wo ich ihn sehen konnte, gezeigt, dass er weiß, dass ein erfolgreicher Wrestler genauso stark von seiner Show und Ausstrahlung lebt wie von seinen Ringerqualitäten.

* Video-Einschnitte (größtenteils): Das Jesse Sorensen-Video fand ich klasse, das hatte was Liebe für das Wrestling und Emotionen und so. In der WWE ist das so altmodisch, dass es bei den wenigen Gelegenheiten, wo es aufgegriffen wird, besonders erwähnt und aufgebauscht wird (was den Kontrast zum sonstigen Schund ja noch verstärkt), zumindest bei diesem PPV von TNA wirkte es jedoch griffig und aus einem Guss. Sorensen kam gut rüber, genau wie auch das Intro des PPVs heiß auf die Show machte. Das Highlight war für mich die Preview des Main Events, weil ich die Intensität von Austin Aries einfach liebe und das Video mich komplett an die Glanzzeiten der WWE-Promovideos zwischen 1998 und 2001 erinnerte. Das einzige Lowlight war die Styles/Daniels-Preview, deren Storyline ich nicht verstanden habe und bei der sich mir die Zehennägel hochrollten, als der "Junkie" eingeführt wurde.

Was mir nicht gefallen hat:

* Ultimate X-Match: Von den Hauptmatches der Show war das Finale des Turniers um den X-Division-Titel deutlich das schwächste. Das lang einerseits daran, dass die beteiligten Wrestler -- insbesondere nach dem temporären Ausfall des erfahrenen Sonjay Dutt -- ein wenig unerfahren wirkten, wie sie das Match denn ohne den vierten Mann spannend weiterführen sollten. Einige Aktionen rissen mich aus der so wichtigen "Suspension of disbelief", als z.B. Zema Ion in der Ringecke sich erst noch positionieren musste, um sich dann "erschöpft" kopfüber hängen zu lassen; oder als Mason Andrews fast eine Minute lang am Ring saß und wohl erschöpft spielen wollte, aber dabei wie ein Fan mit dem Ringgeschehen mitging. Na gut, sowas kann man als Taktik abtun, aber im Rahmen des Matches wirkte es störend. Vielleicht war es auch der ganze Matchaufbau ansich, der mich störte, denn ich finde das Ultimate-X-Gimmick nicht wirklich gut durchdacht, weil es die Wrestler zu häufig in für sie unbekannte und gefährliche Situationen bringt und generell die meisten Spots nicht glaubhaft wirken. Man hat das Gefühl, ein gutes Ultimate-X-Match ist gut *trotz* des Ultimate-X-Gimmicks, nicht wegen ihm. Und so sollte es ja wohl nicht sein. Mit dem Sieger des Matches kann ich aber insgesamt gut leben, immerhin ist auch bereits eine Storyline im Gange, die zum Titelgewinn passt.

* Soundkulisse: Das Publikum war eigentlich gut gelaunt, aber irgendwie kam die Stimmung nicht immer komplett rüber. Schlimmer waren jedoch die Entrance Themes der Wrestler, die -- teils wahrscheinlich weil ich sie noch nie gehört hatte -- komplett miteinander verschmolzen und fast für jeden Wrestler gleich klangen. Einzige Ausnahmen waren Samoa Joe und AJ Styles, weil ich sie von früher kannte und Bobby Roode, dessen Theme mich ein wenig an Ric Flair erinnerte. Diese drei haten im Gegensatz zu den generischen Songs der anderen einen eigenen Rhythmus. Für mich sich Entrance Themes wichtige Bestandteile von Wrestlern, daher finde ich es schade, dass TNA da anscheinend nicht sonderlich Wert drauf legt. Aber vielleicht ist das ja auch anders, wenn die Wrestler nicht "irgendwelche X-Division-Wrestler" sind, sondern die Kerncrew. Ich werd's ja bei IMPACT hören.

Was ich nicht einordnen konnte:

* Mike Tenay und Jeremy Borash als Kommentatorenduo: Das war eine schwere Entscheidung, denn im Grunde haben mir beide von den Kommentaren her recht gut gefallen. Heutzutage muss man bei Wrestlingkommentatoren ja schon feiern, wenn sie nicht alle paar Sekunden einen bescheuerten Kommmentar von sich geben (höre Booker T, Jerry Lawler oder Michael Cole). Dennoch tat ich mich schwer mit dem Duo, weil sie meiner Meinung nach zu ähnlich Stimmen haben. Vielleicht ist es Übung, aber ich wusste die Hälfte der Zeit nicht, wer von beiden gerade redet, auch weil beide immer recht ähnliche Ansichten hatten und insgesamt als Babyface-Play-by-Play-Kommentatoren zu ähnlich sind. Gut, aber ähnlich. Da hätte vielleicht Taz als Kontrast Wunder gewirkt?

* Twitter-Updates: Ich bin kein Social Media-Buff, daher bringt mir das ganze Twitter-Update-Gehabe nichts. Ob da nun irgendwelche Fans schreiben, dass sie sich Austin Aries oder Bobby Roode als Sieger wünschen, ist mir dann auch relativ latte. Dennoch waren die wenigen Einschnitte harmlos und relativ unaufdringlich, von daher möchte ich das nicht als Negativ sehen. Es bleibt aber abzuwarten, ob TNA in der Richtung ähnlich abhebt wie die WWE.

Fazit:

Mir ist natürlich klar, dass dieser PPV nicht unbedingt bezeichnend für die generelle Qualität von TNA Wrestling heutzutage ist, eben weil viele Wrestler der Liga überhaupt nicht dabei waren und stattdessen der Fokus auf dem sportlichen und nicht dem "Sports Entertainment"-Teil gelegt wurde. Nichtsdestotrotz hätte dieses Blog kaum besser starten können, denn ich fand den PPV insgesamt sehr sehenswert. Bestes Match war der Main Event, aber auch das Last Man Standing Match und das klassisch intensive Match zwischen Joe und Angle sind absolut für eine Review zu empfehlen.

Ich hoffe, die IMPACT-Shows können mein gestiegenes Interesse an TNA Wrestling entweder halten oder sogar steigern, aber zumindest nicht allzu sehr schmälern. Bitte keine Spoiler in den Kommentaren, denn sonst macht es ja keinen Spaß. ;-)

Bis zum nächsten Teil, sehr wahrscheinlich morgen abend.