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Die besten WWE RAW-Momente des CAGEMATCH-Teams (Teil 1)

Kolumne

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Bisher fanden 999 Folgen der WWE Montagsshow statt. In dieser enormen Anzahl an Episoden gab es natürlich auch etliche Momente, welche viele Wrestlingfans bis heute nicht vergessen haben und immer mit WWE Raw verbinden werden. Die Mitglieder von Cagematch wurden in den letzten Tagen befragt, was ihre persönlichen Highlights am Montagabend waren. In den folgenden zwei Kolumnen stellen wir die Momente chronologisch sortiert vor.

ECW Invasion! (sign squad)
WWF Monday Night RAW 198: 24.07.1997

Der 24. Februar 1997 war für viele Fans der alten, der originalen ECW ein Tag, denn man so schnell nicht mehr vergessen konnte. Ich als damaliger ECW Fan wartete gebannt auf die VHS Kassetten meines Kumpels, die er mir alle zwei Wochen zukommen ließ. Vince McMahon erwähnte bereits im Opener, dass man an diesem Abend Gäste haben würde und sprach direkt selbst die Worte Extreme Championship Wrestling aus. Als dann nach dem ersten Match die Eliminators auftauchten, um den Ringboy kurzerhand ihren Tag Team Move, die Total Elimination, zu verpassen, hörte man im nächsten Moment die Stimme von Paul E. Dangerously: "Your challenge has been accepted! ECW is in da hooooouuuusssee!!!" Das kollektive Ausrasten der zahlreichen ECW Fans im Manhattan Center war einfach geil.

Trotz der Tatsache, dass die WWF bereits im Oktober 1995 beim In Your House Mind Games PPV die Existenz der ECW in einer ihrer Shows zugelassen hatte, war dies einfach ein wirklich starker Moment. Eine fremde, kleine "Hardcore" Liga mit eigenem Stil, mit Fans, die damals lauter und obszöner nicht hätten sein können, bekam die Zeit im Nationalen TV zur besten Sendezeit.

Im Laufe der Ausgabe kam es dann zu drei ECW-Internen Matches. Stevie Richards besiegte Little Guido unter lauten ECW und bWo Chants. Bemerkenswert in der Rückbetrachtung auch die Tatsache, dass Rob Feinstein aka. 7-11 mal in einem WWE Ring stand. Paul Heyman bewirbt dann noch während der Taz vs. Mikey Whipwreck Matches den ersten ECW PPV Barely Legal, was damals einfach komplett surreal war, bei einer WWE Show von der Show einer anderen Liga zu hören. Den WWF Fans wurde mit dem kurzen Angle zwischen Sabu und Taz und der Auseinandersetzung zwischen den Dudleys mit Tommy Dreamer und dem Save von Sandman die wichtigsten Wrestler der ECW einem neuen Publikum gezeigt.

Tyson and Austin! Tyson and Austin! Hell is broken loose! (aulit)
WWF RAW is WAR #243 (19.01.1998)

19. Januar 1998, der Tag, an dem die WWF endgültig meinen inneren Monday Night War für sich gewinnen sollte. Am Tag zuvor besiegte Steve Austin 29 Superstars und erkämpfte sich als Sieger des Royal Rumble einen Shot auf den WWF-Titel bei Wrestlemania. Als Zuschauer an diesem Rumble war ein gewisser Mike Tyson dabei, der rund 6 Monate zuvor in einem Boxkampf an Evander Holyfields Ohr geknabbert hatte. Danach blieben die öffentlichen Auftritte des Iron Mike rar. Doch an diesem 19. Januar sollte er im Main Event-Segment auftreten und der Welt verkünden, dass er bei Wrestlemania 14 auftreten werde. Soweit der Plan.

Nach einer Werbepause stand Vince McMahon im Ring und verkündete mit stolz geschwellter Brust seine neuste Verpflichtung, den "baddest man on the planet", Mike Tyson. Dieser kam breit grinsend mit seiner gesamten Posse zum Ring. Nach etwas Small Talk über Tysons Vergangenheit mit Wrestling wollte Vince McMahon zur Tat schreiten und die gute Nachricht verkünden. Ein zersplittertes Glas und 2 Akkorde später stapfte Steve Austin unnachahmlich zum Ring, während Mr. McMahon ungläubig zum Eingang in die Halle blickte.

Stone Cold nahm sich ein Mikrofon und verkündete, dass er sich ob all dieser Arschleckerei von Tyson fast übergeben habe. Ein Versuch von Tyson, Stone Colds Hand zu schütteln wurde von diesem rüde abgeschmettert. Stone Cold erklärte Tyson weiter, dass er nicht den Ring zu betreten habe, in dem Austin steht. Darum wolle Austin Tyson. Er sei zwar der "baddest man on the planet", aber er richte seinen Augen auf den "world's toughest son of a bitch". Nach einer unzweideutigen Handgeste Austins wurde Tyson handgreiflich und die Hölle brach los.

Austin attackierte Tyson und dieser versuchte zurückzuschlagen. Der Austausch dauerte nur ein Bruchteil einer Sekunde, schon war der Ring übervölkert mit Offiziellen, die beide Männer trennten. Das Volk in der Halle tobte, ein aufgeregter Jim Ross brüllte unermüdlich: "Tyson and Austin! Tyson and Austin!" Die Bilder sollten um die Welt gehen. Der PR-Coup war zu 100 Prozent gelungen.

Während die Offiziellen Austin mit grösster Mühe aus dem Ring und Tyson in eine Ecke beförderten, lehnte sich Vince McMahon mit hochrotem Kopf zu Austin runter und brüllte: "You ruined it, dammit!" Er versuchte sogar, nach Austin zu treten.

Das gesamte Segment dauerte knapp 8 Minuten. Doch 8 Minuten reichten, um mir endgültig zu zeigen, welche der beiden Promotions die coolere war. Als damals 15 -jähriger ein nicht zu verachtendes Merkmal. Ich verfolgte zwar danach weiter auch WCW, aber ich schlug mich je länger je mehr auf die Seite der WWF. Diesem kurzen Segment gebührt ein grosser Teil dessen und wird mir für immer im Gedächtnis bleiben.

"That's gonna put some butts in the seat" – Mick Foley gewinnt den WWF Titel (Babus)
WWF RAW is WAR #293 (04.01.1999)

Mein persönlicher Lieblings-RAW-Moment ist heute keinesfalls "nur" als Klassiker des WWE TV-Flagschiffs, sondern gleichzeitig auch als einer der entscheidenden Wendepunkte des Monday Night Wars zwischen WCW und WWF bekannt. Zur ersten Montagsshow 1999 zeigte die WCW gleich, dass sie bereit war die erste Schlacht des neuen Jahres mit schweren Geschützen zu schlagen: Nicht nur, dass sie im Main Event mit dem langerwarteten WCW World Title-Duell zwischen Kevin Nash und Hulk Hogan aufwartete, man griff auch zu anderen Mitteln, um die Konkurrenz klein zu kriegen: Da die Ergebnisse des damals im zweiwöchigen Rhythmus aufgenommenen RAW is WAR bereits bekannt waren, ließ Nitro-Kommentator Tony Shiavone seine Zuschauer mit den später vielzitierten Worten "Mick Foley, who wrestled here one time as Cactus Jack, is going to win their world title. That's gonna put some butts in the seats" umgehend wissen, was sie an diesem Abend bei RAW erwarten würde. Der Plan der WCW war die eigenen, damals weitaus weniger Internet-affinen Zuschauer mit Vorwegnahme der Ereignisse im McMahon-Land am Zappen zu Konkurrenz zu hindern. – Eine, wie sich später herausstelle, gnadenlose Fehleinschätzung: Unmittelbar nach dem Ende des als "Fingerpoke of Doom" seinerseits in die Geschichte eingehenden WCW Main Events schalteten 600.000 Zuschauer umgehend zu RAW um, um grade noch zu erleben wie Mick Foley sich erstmals den WWF World Title umschnallen konnte – und ganz nebenbei der WWF doch noch einen hauchdünnen Vorsprung im Rating-Duell des Montagabends zu bescheren. Einen Vorsprung, den man bis zum Ende des Monday Night Wars nicht mehr an die WCW abgeben sollte.

Doch auch ohne diese historische Anekdote würde ich diesen Abend wohl stets als meinen liebsten RAW-Moment nennen – wenngleich sie sicher ein nettes i-Tüpfelchen abgeben mag. Die gesamte Show des Abends war von einer Idee durchzogen: Mick Foley, damals nach Steve Austin der wohl größte Publikumsliebling der WWF, wollte sich, nachdem er bei den Survivor Series und In Your House: Rock Bottom von Vince McMahons Corporation zweimal in der Folge um den Titel betrogen worden war, eine weitere Chance auf den WWF World Title. Natürlich wurde ihm diese von McMahon verwehrt – und nicht nur das. Auch sein Qualifikationsmatch für den Royal Rumble gegen Triple H musste Mankind nach einem Quick Count des eigens als Ringrichter angesetzten Shane McMahon verloren geben. Mit diesem in seiner Gewalt erpresste sich der sonst so gutmütige Mankind darum kurzer Hand einen Titelkampf für denselben Abend. Bei diesem kam auch für Attitude-Ära-Verhältnisse sogleich das heutzutage bei RAW öfter vermisste "Big Match Feeling" auf. Der Champion The Rock betrat die Halle mit der kompletten Corporation-Entourage im Rücken, Mankind mit deren Rivalen von der D-Generation X. Diese fielen auch bald übereinander her, während sich Mankind und Rock eine 8 Minuten Schlacht lieferten - ganz inklusive ausgeliehenem Headset des Moderators Michael Cole, einem zerstörten Kommentatorentisch und dem letztlich alles entscheidendem Eingriff von Stone Cold Steve Austin. Als der neue Champion schließlich von der DX auf Händen getragen wurde, stand die Halle längst Kopf.

Was diesen Moment so besonders machte ist, dass einem, obwohl die Fehde zwischen Mankind und The Rock von ihrer Logik her sicherlich schon lange darauf hinarbeiten mochte, erst in dieser Nacht tatsächlich bewusst wurde, dass Mick Foley - der vielleicht beste Micworker und Brawler seiner Zeit, in jedem Fall aber ein Mann der es längst verdient hatte einen World Title zu gewinnen - tatsächlich eine reelle Chance auf das große Gold haben sollte. Umso schöner war es, dass es mit Foley noch am selben Abend jemand, der weder dem McMahonschen Ideal eines Vorzeigeathleten entsprach noch die Masse eines typischen Monsters ala Vader aufbringen konnte, für seine Hingabe zum Wrestling und seine positive Auswirkung auf die Karriere von Namen wie Triple H, Sting, Ron Simmons, Tommy Dreamer oder auch Mikey Whipwreck belohnt wurde. Rückblickend ein emotionaler Vorläufer der späteren Titelgewinne von schmächtigeren Wrestlern wie Chris Jericho, Eddie Guerrero, CM Punk oder Daniel Bryan. Was man der WWE heute in Zeiten der Rostertrennung und der Wellness-Policy zutrauen mag, kam für mich damals deutlich unerwarteter. Umso anrührender, dass der bis dato vielleicht unkonventionellste WWF Champion den Abend auch direkt auf unkonventionelle Weise beendete: Mit einem Gruß an seine beiden Söhne – "Big Daddy-O did it“

This Is Your Life – Shut Your Mouth & Know Your Damn Role (HeelZiggler)
WWE Raw Is War #331 (27.09.1999)

In der Auflistung der größten WWE Monday Night Raw Momente darf natürlich auch der Wrestling-Angle nicht fehlen, welcher das höchste Einzelrating eines Non-Wrestling-Segments der Montagsshow erzielen konnte. Wir sprechen hier über ein Segment, welches nicht unbedingt mit vielen lustigen Sprüchen glänzte oder dessen anwesenden Gäste einfach grandios waren, sondern von Mick Foley (als Mankind) und The Rock auf dem Höhepunkt ihrer Karriere.

Betrachtet man die Gäste und gleichzeitig auch Personen aus der Vergangenheit von The Rock muss man zugeben dass diese schauspielerisch nicht besonders talentiert waren, allerdings erfüllten sie ihren Zweck. Als Erstes erschien die Grundschullehrerin von The Rock, welche sich darüber freute, was aus ihm geworden ist. Rocky zeigte sich weniger begeistert und beleidigte sie von oben bis unten, sodass diese den Ring schnell wieder verließ.

Als zweiter Gast erschien der ehemalige High-School-Footballcoach von Dwayne Johnson. Auch hier war Rocky über das Wiedersehen nicht erfreut. Es war ja schließlich der Coach, welcher ihn damals über den Platz hetzte und ihm Beleidigungen hinterher warf. Im Jahr 1999 stand nun eine andere Zeitrechnung an und die Beleidigungen flogen in Richtung des Coaches, welcher ebenfalls schnell wieder von dannen zog.

Abschließend erschien auch noch ein weiblicher Clown, welcher auch beim Krankenhaussegment mit Vince McMahon, Steve Austin und Mankind seinen Einsatz fand. Irgendwann reichte es Rocky und er beendete das ganze Segment genervt und ohne Dank gegenüber Mankind, welcher sich doch so vie Mühe gegeben hatte, um Rocky einen schönen Tag zu bereiten.

Im Grunde war dieses Segment purer Trash! Was es aber so erfolgreich machte, kann man auf drei verschiendene Punkte zurückführen.

1) Die geniale Schauspielleistungen von Mankind: Dieser konnte einfach nicht verstehen, warum Rocky so mit seinen Gästen umging und versuchte immer wieder leicht verzweifelt das Ganze noch zu retten um seinem Freund eine Freude zu machen.

2) The Rock: bzw. könnte man auch sagen all seine Catchphrases. Seine Standardsätze, wie z. B. "Shut Your Mouth And Know Your Role", "What is Your Name? It doesn't matter what your name is" oder " You can take this question shine it up real nice, turn it sideways and stick it straight up your candy ass, Jabroni" waren damals absolut heiß und riefen extrem laute Zuschauerreaktionen hervor.

3) Die anwesenden Zuschauer: Es ist einfach pure Unterhaltung zu sehen, wie die Fans in der Halle total in das Segment integriert werden und somit die dritte Säule des Erfolges bilden. Sie gehen bei jeder Catchphrase von Dwayne Johnson total mit und bringen eine grandiose Stimmung in die Halle.

Das Wrestling-Business war zu diesem Zeitpunkt wirklich auf seinem Höhepunkt und der WWF gelang es im Jahr 1999 wahrlich aus eigentlichem Mist pures Gold zu machen. Mich persönlich fasziniert dieses Segment genau deswegen. Auf dem Papier schüttelt man bei einem solchen Segment eigentlich mit dem Kopf, aber wenn man sieht was alle Beteiligten daraus gemacht haben, muss man sich einfach vor Ihnen verneigen. Genau deswegen sollte dieser Angle bei den größten Raw-Momenten aller Zeiten nicht fehlen!

Der Hochzeits-Crasher (aziruf)
WWF RAW is WAR #340 (29.11.1999)

Der 29.11.1999 sollte der schönste Tag für Stephanie McMahon und Test werden, denn sie wollten live bei RAW heiraten. Man sieht die Männer und Frauen der Festgemeinde wie sie sich jeweils mit dem Bräutigam beziehungsweise der Braut auf den anstehenden Festakt vorbereiten. Dann kommen die Gäste in Pärchen zum Ring und die Stimmung wird mit schmalziger Hintergrundmusik untermalt, ehe Tests Musik startet und der Bräutigam zum Ring kommt. Und schließlich spielt der Hochzeitsmarsch und Steph kommt an der Seite ihres Vaters ebenfalls zum Ring, in dem alles hübsch, hochzeitlich dekoriert ist und ein Pfarrer bereits wartet. Soweit so gut. Als damals 13 jähriger wollte man, dass das alles schnell vorbei ist. Wen interessieren schon Hochzeiten bei einer Wrestlingshow?

Während der Priester das übliche Liebes- und Treuegeschwafel von sich gibt (abgelesen ... unsere Pfarrer machen das meiste wenigstens aus dem Kopf!), es noch einen Song für das Hochzeitspaar gibt, alle wässrige Augen haben und man schließlich zu der alles entscheidenden Frage kommt: "One, two, is this on?" - Triple Hs Musik! Vinnie Mac hat angekündigt, dass jeder der nicht zur Familie oder den geladenen Gästen gehört, von der Zeremonie fern bleiben müsse oder er werde gefeuert und doch ... der Oberheel Triple H kommt einfach heraus. Er erklärt, dass er wisse, was Vince angekündigt hat, möchte aber, dass dieser erst noch ein bestimmtes Video sieht, das auch prompt über den Titantron läuft.

Man sieht Triple H durch Las Vegas fahren, um eine Drive Through Kirche zu suchen. Er findet eine und sucht sich natürlich das billigste Programm aus und spielt sarkastisch den gerührten Mann. Dann kommt eine Frau aus der Kirche und erkennt ihn als Triple H und fragt wen er heiraten will. Die Kamera schwenkt auf die Seite und man sieht eine bewusstlose Stephanie. Gänsehaut Moment. Er wird doch nicht wirklich? Er erklärt der Frau, alle nötigen Unterlagen und die Ringe dabei zu haben und die Kirchendame beginnt mit der Zeremonie. Man ist 13 und das Internet war noch nicht das, was es heute ist. Ich dachte mir einfach nur: Wie blöd ist diese Frau?! Man sieht doch, dass Steph bewusstlos ist! Sie lässt Triple H seine Versprechen abgeben und dann auch Stephanie - nachgesprochen von Triple H mit verstellter, hoher Stimme - und so kommt es schließlich auch zum Ja-Wort und die beiden werden offiziell verheiratet. Was für ein WTF Moment!

Zurück in der Halle ist eine heulende Steph, ein zorniger Test und ein geschockter Vince ... und natürlich ein schelmisch lächelnder Hunter Hearst Helmsley. Er nennt Vince "Dad" und meint er frage sich wohl, ob die Hochzeit auch vollzogen wurde ... beziehungsweise wie oft. Test rastet aus und Steph bricht weinend zusammen. Ich war übrigens ähnlich geschockt wie Vinnie Mac zu sein schien. Heute wissen wir, dass das alles nur ein Geniestreich von Hunter und Steph war, welcher die McMahon-Helmsley Ära eingeläutet hat. Trotzdem war die Trennung aus Realität und Fiktion für mich hier irgendwie gebrochen und ich fragte mich - bevor der Plan aufgelöst wurde - jede Woche aufs Neue, wie blöd eigentlich die Tante der Drive Through Kirche war. Triple H hatte für mich von 1999-2001 seine Blütezeit und dieses Segment war einer der Meilensteine davon. Ganz großes Kino und eine meine prägnantesten Erinnerungen aus 1000 RAW Episoden.

Das beste Beispiel der WWF Attitude-Ära (Matt Macks)
WWF RAW is WAR #350 (07.02.2000)

Die für mich aufregendste Zeit als Wrestlingfan war Anfang 2000, als die damalige WWF aus allen Zylindern feuerte und jede Show eine Achterbahnfahrt der Gefühle auslöste. Mein Lieblingsmoment aus 1.000 RAW-Sendungen spielte sich am 07. Februar 2000 ab und bildete den Main Event der Show. Es war ein Ten Man Tag Team Match -- kein Redesegment, nicht die beste Promo oder das beste Match des Jahres, sondern ein Match, dass so oder so ähnlich häufiger zu dieser Zeit zu sehen war. Und doch ist es für mich so sinnbildlich für diese große Zeit, diese fantastische Ära Wrestling, die wir niemals wieder zurückbekommen werden. Ich mag Teile des heutigen Geschehens ebenfalls, aber wenn ich die Wahl hätte, die damalige Zeit noch einmal zu erleben, würde ich sofort 'Ja!' rufen.

Die Protagonisten sind keine Unbekannten und doch überraschenderweise nicht alles Topstars: Triple H und X-Pac repräsentieren DX, die Megaheels zu der Zeit. An ihrer Seite sind Chris Benoit, Dean Malenko und Perry Saturn von den Radicalz, die gerade erst in der Vorwoche ihre ersten Matches in der WWF hatten, nachdem sie jahrelang in der WCW gekämpft hatten. Zu Beginn der Show waren die Radicalz noch vermeintliche Babyfaces, bevor sie in einem damals überraschenden und im Nachhinein so unglaublich genialen Turn zur Heelfraktion wurden, als sie das Top-Babyface, Mick Foley a.k.a. Cactus Jack, attackierten. Jack führt die Heldentruppe an, die zunächst verstärkt wird durch Jacks vermeintlich besten Kumpel, Mega-Face The Rock. Den mathematischen Ausgleich machen schließlich Rikishi, Grandmaster Sexay und Scotty 2 Hotty von Too Cool, dem heißesten Show Act des Frühjahrs. Eddie Guerrero ist als verletzter Kumpane der Radicalz dabei, Tori begleitet X-Pac, Stephanie leistet Triple H und dem grandiosen Kommentatorenduo Jim Ross und Jerry Lawler Gesellschaft. Es ist voll am Ring und es ist ... verdammt ... laut.

Das Match ansich ist aus technischer Sicht nichts besonders, nicht nach heutigen Maßstäben, nicht nach damaligen. Es lebt ganz alleine von der Atmosphäre und dem lauten, lauten Publikum, das jede, aber auch JEDE Aktion kommentiert. Hier spielt keiner mit dem iPhone, keine kleinen Kinder quängeln und keine Eltern sitzen auf ihren Händen. Es ist laut, jeder Wrestler ist over, alles ist perfekt. Die Choreographie stimmt, der Kampf folgt einer überaus simplen, aber geprüften Struktur. Die Babyfaces gewinnen den Auftakt, jeder darf mal ran und die Heels bumpen was das Zeug hält. Dann folgt die Heat-Phase, die böse DX und die verräterrischen Radicalz nehmen Grandmaster Sexay auseinander. Drama baut sich auf. Dann folgt der Hot Tag, das Feuerwerk kann erneut beginnen. Jeder Schlag, jeder Move der Faces findet sein Ziel, die Heels bumpen was das Zeug hält.

Dann fällt das Skript aus Zeitmangel in sich zusammen, das Ende des Matches ist pures Chaos und der finale Pinfall kommt aus dem nichts und wirkt konstruiert. Aber das interessiert nicht wirklich, der Matchausgang hat null Bedeutung. Road Dogg und Mr. Ass erscheinen mit "Stahl"rohren und schaffen die Überzahlsituation für die Heels. Die Faces gehen unter, einer nach dem anderen wird niedergeschlagen. Es gibt kein Happy End, es gibt kein Happy End -- doch das gibt es sehr wohl! Die Halle wird dunkel, Paul Bearer tritt in's Licht und bedeutet die Rückkehr von Kane, der ein paar Monate Pause hinter sich hat. Die Fans rasten aus, Kane räumt den Ring auf, entflammt die Ringpfosten und das Happy End beendet die Show.

Ich kann mit so einer kurzen Beschreibung nicht im Ansatz versuchen, die Atmosphäre dieses Matches rüberzubringen. Es passiert soviel auf einmal, der Kommentar von Ross, Lawler und Stephanie ist perfekt, die Stimmung ist am kochen. Wer schlau ist, findet das Match im Internet bei einem beliebten Videoportal und kann (sollte) es sich anschauen, wenn er/sie es nicht bereits kennt -- und selbst dann sollte man es sich angucken, immer mal wieder, um zu verstehen, was Wrestling einmal für Emotionen wecken konnte. Mit einem ganz normalen Main Event, ohne Killerpromo, ohne Match des Jahres, ohne Storyline des Jahrhunderts. Das Match steht für mich wie kein zweites für die beste Ära der Wrestlinggeschichte: WWF Attitude.

Der 26. März 2001, der Tag der das Pro-Wrestling änderte. (Ray)
WWF RAW is WAR #409 (26.03.2001)

Das Geschehen:

Ich gebe zu, dass meine Überschrift reißerisch gewählt ist, aber kann ich beim besten Gewissen dem Geschehen keinen geringeren Stellenwert attestieren. Wir schreiben den 26.3.2001, befinden uns in Cleveland, Ohio, dem Austragungsort des letzten RAWs vor Wrestlemania X-Seven. Vince McMahon eröffnete die Show mit einem Segment und teilte uns ohne Umschweife mit, dass er die WCW gekauft habe. Er habe seine eigene Konkurrenz erworben, er sei dabei Geschichte schreiben, ein im Wrestling bis dato unbekanntes Imperium unterstehe nun ihm allein. Nachdem er noch kurz in einem Nebensatz Jeff Jarrett feuerte, begann dann das Intro zum - in meinen Augen - geschichtsträchtigsten RAW aller Zeiten.

Während Nitro eine ehrende Night of Champions durchführte, zogen sich Segmente durch RAW, in denen McMahon bereits Pläne schmiedete, was er mit seinen neuen Angestellten machen würde, beziehungsweise welche der WCW-Stars er überhaupt weiter beschäftigen würde. Er fragte sogar das Publikum von Nitro, welche ihrer Stars sie gerne weiter sehen würden, eine Umfrage bei der alle außer Lex Luger gut abschnitten. Trotzdem feuerte McMahon sie allesamt postwendend und gab dann bekannt, dass er bei Wrestlemania X-Seven in der Anwesenheit von Ted Turner den Kaufvertrag unterschreiben würde, denn nur die "biggest stage of them all" wäre eines solchen Events würdig.

Zum Ende beider Shows addressierte Vince ein letztes Mal die Crowd der WWF und verlangte Respekt für sein Handeln, welches ihm aber nicht gewährt wurde. Er drohte der Menge, dass er sie begraben würde, wie er die WCW begraben hat und verglich sie mit seinem Sohn Shane McMahon, mit dem er sich zu diesem Zeitpunkt in einer Fehde befand, die eigentlich bei Wrestlemania ihren Abschluss in einem Street Fight zwischen Vater und Sohn finden sollte.

Doch mitten in den Monolog des Chairmans ertönte Shanes Musik. Die Kommentatoren rätselten, ob er in Cleveland sei, aber auf dem TitanTron war nun zu sehen, wie Shane McMahon die Rampe in Panama City Beach, Florida, dem Austragungsort des letzten Nitros, herunterlief. Während Vince in Cleveland schockiert das Geschehen verfolgte, erklärte Shane McMahon ihm, dass Vinces Ego ihm einmal mehr im Weg stand, denn durch seine Forderung an Ted Turner, dass dieser bei Wrestlemanie den besiegelnden Kaufvertrag unterschreiben sollte, hat er eine Lücke kreiert, eine Möglichkeit, die Shane McMahon ausnutzte. Es habe zwar einen Kaufvertrag gegeben und ein McMahon habe zwar die WCW gekauft, aber es sei nicht Vince, es sei Shane McMahon. Er beendete seine schockierende Ansprache damit, dass die WCW den guten Vince auch weiter in den Allerwertesten treten werde und er höchstpersönlich selbiges bei Wrestlemania vollziehen werde. Mit einem von Schockstarre und Verzweiflung gezeichneten Vince McMahon - der hier einmal mehr seine brillianten Schauspielkünste unter Beweis stellte - ging Nitro off air, während RAW noch eine Stunde vor sich hatte.

Die Folgen:

Wie er in seiner Rede ankündigte, gelang es Shane McMahon seinen Vater bei Wrestlemania zu besiegen, auch wenn er dafür die Hilfe seiner Mutter brauchte. Und natürlich gab es die nahezu jedem Fan bekannte Invasion-Storyline, welche einige kurzweilige und seht unterhaltsamen Momente präsentierte, aber das sind nicht die Folgen, die dieses RAW so außergewöhnlich machten. Dieses RAW markierte den Endpunkt des 291 Wochen andauernden Monday Night Wars, welcher dem Pro-Wrestling einige seiner monumentalsten Momente aller Zeiten bescherte. Die Konkurrenz dieser beiden Ligen hat die Geschicke des Pro-Wrestlings verändert und ihm eine Hochzeit beschert, deren Auswirkungen wir heute noch erleben dürfen.

Ich werde hier nicht näher auf den MNW eingehen, die Bedeutung sollte jedem klar sein und wer den Wunsch verspürt, sich nochmals mit dieser Ära des Wrestlings auseinanderzusetzen, dem sei Martin Feichtinger aka x-factors brilliante Dokumentation zu dem Thema nahegelegt.

Warum für mich nur dieser Moment in Frage kam:

Ich war damals grade 14 Jahre alt geworden, das Internet existierte für mich nur peripher und ich erfuhr vom Kauf der WCW durch die WWF von einem Schulfreund und kurz darauf flackerten die oben beschriebenen Bilder über meinen Röhrenfernseher. Ich war geschockt, fasziniert und auch unsicher, was ich von diesen Entwicklungen halten sollte. Ich kannte Wrestling nur als Kampf zwischen der WWF und WCW, es war für mich von dieser Rivalität geprägt und ohne nicht vorstellbar. Dieser Abend änderte das Wrestling, wie Ray es kannte und wahrnahm.

Gleichzeitig - und wesentlich bedeutender - erschuf er das Monopol der WWF/E, wie wir es seit über 11 Jahren mit all seinen positiven und negativen Nebeneffekten erleben. Sicher war dieser Abend nur das unausweichliche Finale einer stetigen Entwicklung, aber er überraschte mich, wie nie wieder etwas im Wrestling, da das Internet damals für mich noch kein Medium war. Alle anderen großen Schocker erlebte ich entweder vorgewarnt durch das Internet oder nur im Nachhinein und dadurch gut vorbereitet (Beginn der NWO). Für mich war von Beginn an klar, dass ich nur über diesen Moment schreiben will und ich wünsche jedem der Leser, sowie jedem Wrestlingfan im Allgemeinen, dass er eines Tages die Überraschung und das Gefühl etwas wirklich Großes erleben zu dürfen, so fühlen darf, wie ich an dem Abend, als ich im zarten Alter von 14 Jahren dieses Raw sah.