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Phils WWE-Blog-Special: No way they can f*ck this up, right?

Kolumne

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Published on:
19.05.2012, 22:00 
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Ich muss zu meiner Schande gestehen, seit Monaten nicht mehr vernünftig aktuelles Wrestling geschaut zu haben. Und mit "vernünftig" meine ich, mich ungespoilert hinzusetzen und mir 2-3 Stunden eine Wrestlingshow anzuschauen. Stattdessen habe ich mir Rosinen rausgepickt, einzelne Matches (z.B. Undertaker vs. Triple H) angeschaut oder -- wie immer, wenn ich von aktuellen Shows gelangweilt bin -- mir alte Klassiker (WWF Attitude, NWA 80er, Puroresu 90er) angeschaut. Es ist natürlich nicht fair, die besten Momente aus drei Jahrzehnten Wrestling haargenau mit aktuellen Sendungen zu vergleichen, denn auch damals gab es viel Schund und Langeweile. Trotzdem mache ich es immer wieder, weil ich mit Nostalgie und warmen Gedanken an die Zeit zurückdenke, als das Wrestling noch soviel einfacher war -- oder bilde ich mir das nur ein, weil ich die negativen Erinnerungen ausblende? Nichtsdestotrotz kämpfe ich mit diesem Problem seit dem Karriereende von Shawn Michaels, dem meiner Meinung nach besten WWE-Style-Big-Match-Main-Event-Wrestler aller Zeiten.

Doch was ist das? Etwa ein Licht am düsteren Horizont, dass mir zeigen will, dass es noch nicht alles vorbei ist, dass es immer noch diese magischen Momente gibt, die alle anderen unausgegorenen, langweiligen oder schlichtweg intelligenz-beleidigenden Momente vergessen machen. Das Licht scheint auf CM Punk und Daniel Bryan, die beiden Protagonisten meiner persönlichen Ring Of Honor-Fankarriere (2003 bis 2006). Diese beiden Indygötter, denen wir nie, nie, nie, nie, niemals nie nicht zugetraut hätten, in der WWE dauerhaft nicht nur Fuß zu fassen, sondern auch wahrhaftig populär und erfolgreich zu werden. Punk, der mit seinem eigenen Sommer im letzten Jahr für den besten PPV der letzten zehn Jahre verantwortlich war. Bryan, der trotz aller Unfähigkeit der Writer, interessante Fehden für ihn zu schreiben, ausgerechnet durch eine selten dämliche 18-Sekunden-Niederlage bei WrestleMania zum neuen Liebling der Verantwortlichen aufstieg.

Noch vor einem Jahr war die aktuelle Situation undenkbar, in der es ein WWE Championship Match gibt, bei dem ich ehrlich und von ganzem Herzen beide Wrestler als Sieger sehen möchte. Kein Cena, der die meisten Buhrufe erhält, weil es halt cool ist, den größten Star zu hassen; der aber trotz ordentlicher Leistungen dauerhaft zu eindimensional im Ring für mich ist. Kein Jericho, dessen zweite Rückkehr der genialen ersten in allen Belangen nachsteht und trotz ebenfalls großen Matches zu ausgelutscht wirkt. Kein Orton, der trotz soviel Potenzials seit fast zwei Jahren im Standby-Modus herumkrebst. Kein Alberto Del Rio und kein The Miz, die trotz unterhaltsamen Momenten für mich persönlich im Ring kein Feuerwerk abspulen können. Kein Sheamus, der sich durch seine John-Cena-Gedenkpromos mehr und mehr im TV-PG-Labyrinth verliert. Kein R-Truth, weil ohmeingottwaswäredaseineSchande. Auch nicht der Undertaker, der letzte, der wirklich letzte große Main Eventer der "alten Zeit", der mich dauerhaft begeistern konnte. Nicht Triple H, den ich allein genommen noch nie leiden konnte, nur als Antagonist von Austin, Rock oder Shawn. Nicht The Rock oder Brock Lesnar, weil sie nur dann dabei sind, wenn ihnen lange genug der Bauch gestreichelt wurde -- so großartig beide individuell zu ihrer Hochzeit auch waren, und macht euch nix vor, liebe jungen Fans, zu ihrer Zeit waren diese beiden wahrhaftig großartig; Rock noch mehr als Lesnar.

Nein, keiner von denen. Nur Indywrestler CM Punk. Und Indywrestler Bryan Danielson alias Daniel Bryan. Die Arbeiter, die unermüdlichen Arbeiter, zwei der absolut unterrepräsentierten Gruppe von Wrestlern, denen man vertraut, egal ob sie nun die Aufgabe bekommen, ein Match zu bestreiten, oder wenn es darum geht, bei einer Radiosendung eine Meinung abzugeben. In einem Geschäft, in dem eine Gewerkschaft von Wrestlern nicht zustande kommen kann, weil 90% der Wrestler einander nicht einmal so weit trauen, wie sie sich werfen können -- in diesem Geschäft gelten CM Punk und Daniel Bryan als integer, als glaubwürdig, als hart arbeitende Gutmenschen und damit als Repräsentanten von uns ehrlichen, integeren, hart arbeitenden Wrestlingfans... ähm, ja, jedenfalls lieben wir sie dafür, dass sie sind wie sie sind und sich selbst in der großen, bösen WWE nicht allzu sehr verbiegen; und dafür, dass sie sich nach oben gekämpft haben und unsere Träume, die wir vor Jahren geträumt haben, wahr gemacht haben.

CM Punk gegen Daniel Bryan um den WWE Championship. Bei einem Pay Per View. Am besten gleich den ganzen Sommer. Oder ein Jahr, bis WrestleMania, jedenfalls sollte sich die WWE das genau überlegen, wenn sie Wert darauf legt, mich wieder als vorfreudigen Fan willkommen zu heißen. Man wird ja noch träumen dürfen. Aber bei aller Träumerei, dieses Match, auf das ich fast zehn Jahre gewartet habe, wird es morgen geben. Die Card des PPVs hat sonst nix zu bieten, da werden die beiden doch wohl 'ne halbe Stunde Zeit bekommen. Und egal wer gewinnt, die nächsten Monate machen sie einfach weiter und das gesamte Internet wird der WWE zu Füßen liegen, egal wie oft sie uns Cena gegen Johnny Ace oder das Desaster namens Brodus Clay vorsetzen.

No way they can fuck this up!

Right?

Update am 21.05.2012:
Right!