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Exklusivinterview mit Mike Quackenbush (deutsch)

Interview

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Published on:
09.11.2011, 19:31 
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CAGEMATCH: Hey Mike, bevor wir loslegen möchte ich mich schon mal bei dir bedanken.

Mike Quackenbush: Null Problemo!

CAGEMATCH: In ein paar Wochen wird CHIKARA zum ersten Mal per iPPV zu sehen sein. Viele andere Indy-Promotions machen dies schon seit einigen Monaten, warum hat CHIKARA so lange auf sich warten lassen? Und was erwartest du davon?

Mike Quackenbush: Ich glaube, dass die Fans bisher von Qualität der Übertragungen enttäuscht waren, aber jetzt ist die Zeit für uns endlich gekommen. Ich erwarte, dass es live ist. Ich erwarte, dass es überall angeschaut wird. Ich erwarte, dass verdammt cool wird.

CAGEMATCH: Bei der Show wird unter anderem der erste Singles Champ von CHIKARA gekürt werden. Warum habt ihr entschieden, dass CHIKARA einen Singles Champion braucht?

Mike Quackenbush: CHIKARA hat gewisse Werte. Dies ist das Finale der zehnten Staffel. CHIKARA ist nicht eine dieser Ligen, die direkt bei der ersten Veranstaltungen einen Champion küren, denn das bedeutet eigentlich rein gar nichts. Vor zehn Staffeln wusste niemand was CHIKARA ist. Seit dem haben wir allerdings der Welt gezeigt, worum es uns geht. Die Zeit ist reif für einen Champion.

CAGEMATCH: Die Campeonatos de Parejas haben ein spezielles Punktesystem. Wird der neue Singles Titel ein Ähnliches System haben?

Mike Quackenbush: Ich denke nicht, dass das schon vom Director of Fun bekannt gegeben wurde, aber ich rechne damit, dass die CHIKARA Grand Championship ein ähnliches System wie los Campeonatos haben wird.

CAGEMATCH: Auch in Bezug auf den iPPV, wie sehr schadet Videopiraterie CHIKARA und dem Indy-Wrestling insgesamt?

Mike Quackenbush: Zu einem unmessbaren Betrag. Gewaltig. Falls unsere aktuellen DVD-Kunden morgen entscheiden würden in Zukunft Torrents oder so zu nutzen, würde CHIKARA in weniger als 2 Monaten sterben. Ich glaube, dass die Fans gar nicht begreifen, wie diese Diebe uns und dem was wir tun schaden. Ohne die Dollars und Cents (und Euros!) der Fans, können wir kein Wrestling auf die Beine stellen!

CAGEMATCH: Lass uns das Rad der Zeit zurückdrehen und über die Anfänge von CHIKARA sprechen. Du hast die Promotion damals mit Reckless Youth gegründet, Don Montoya war bei den ersten Shows dabei. Was ist mit denen passiert und bist du noch in Kontakt mit ihnen?

Mike Quackenbush: Reckless Youth hat den rücksichslosesten (reckless = rücksichtslos) aller Karrierepfade eingeschlagen - und ist jetzt Buchhalter. Montoya war nicht ganz so rücksichtlos - er arbeitet jetzt in einem Hochsicherheitsgefängnis. Ich habe nur noch ab und zu per E-mail Kontakt mit Reckless.

CAGEMATCH: Gibt es die Möglichkeit einer Reunion der Black T-Shirt Squad mit Reckless und Montoya?

Mike Quackenbush: Ich kann's mir nicht vorstellen.

CAGEMATCH: Seit damals haben viele Schüler die Wrestle Factory durchlaufen. Einige haben es allerdings auch nicht geschafft. Gibt es ehemalige Schüler, deren Karriereende du bedauerst? Die heute sogar Main Eventer bei CHIKARA oder sonstwo in den Indys sein könnten?

Mike Quackenbush: Natürlich. Ich hasse es, wenn sie aufgeben. Blind Rage ist das perfekte Beispiel.

CAGEMATCH. Gran Akuma war ein Absolvent, der fast von Anfang bei CHIKARA dabei war. Was ist aus ihm geworden? Warum ist er nicht mehr dabei? Viele Fans vermissen ihn.

Mike Quackenbush: Das ist eine sehr gute Frage. Ich habe gehört, dass er für andere Ligen wrestlet, aber seit meinem letzten Auftritt für Dragon Gate USA habe ich ihn nicht mehr gesehen.

CAGEMATCH: Die Chikara Wrestle Factory hatte neben dir einige Trainer, wie Chris Hero oder Skayde. Der letzte war Claudio Castagnoli, der vor kurzem zu Florida Championship Wrestling gegangen ist, um bereit für die WWE zu werden. Dies bedeutet, dass der zweite Trainerposten momentan nicht besetzt ist. Wer wird Claudio ersetzen? Vielleicht einer deiner Schüler, die schon lange genug dabei sind wie Hallowicked oder Jigsaw oder wirst du das Training nun alleine machen?

Mike Quackenbush: Der zweite Posten ist nicht immer besetzt und es gibt auch keine aktuellen Pläne ihn zu besetzen. Ich hatte ein oder zwei Kandidaten im Kopf, die bereits seit 2002 bei mir sind, doch zeitliche Probleme haben dies zunichte gemacht. Wir brauchen jemanden, dessen Terminplan passt. Erstmal werden wir so wie immer weitermachen und manchmal haben wir auch einen Gastlehrer bei uns, wie Marty Jannetty im Oktober und ein weiterer im November.

CAGEMATCH: Ende 2009 debütierte Die Bruderschaft des Kreuzes. CHIKARA hatte sogar eine Veranstaltung, die „The Germans“ hieß, ohne jemanden aus Deutschland, da Ares und Claudio Schweizer sind und die anderen Amerikaner. Gab es Pläne Leute aus Deutschland rüber zu holen?

Mike Quackenbush: „The Germans“ ist, wie der Season 9 Opener „A Touch of Class“ eine Anspielung auf die britische Fernsehserie Fawlty Towers.

CAGEMATCH: Colt Cabunny feierte erst vor kurzem sein Comeback als Maskottchen von Archibald Peck. Ich bin mir sicher, dass es Colt Cabana, dem Vorbild für Cabunny, gefällt. Ich habe jedoch das Gegenteil über CM Punks Meinung über CP Munk gehört. Außerdem habe ich gehört, dass er CHIKARA allgemein nicht mag. Ist das wahr? Punk war bei einigen der ersten CHIKARA-Shows. Hat er ein Problem mit CHIKARA?

Mike Quackenbush: Ich habe das gleiche wie du gehört. Meiner Meinung nach sind Charaktere wie Colt Cabunny und CP Munk harmloser Spaß. Es ist die harmloseste Art von Spaß. Aber wer weiß schon was jemanden kränken kann?

CAGEMATCH: Hast du die Punk-Geschichte in der WWE verfolgt? Wenn ja, was hälst du von der Entwicklung von der Punk 6:00 Promo bis zum SummerSlam?

Mike Quackenbush: Sorry, hab ich nicht. Das einzige, was ich von der WWE in der letzten Zeit gesehen habe war eine WWF on MSG Show aus dem Jahr 1989 mit Hogan vs. Savage im Main Event - und Blue Blazer vs. Greg Valentine im Opener!

CAGEMATCH: Frauenwrestling ist wichtig bei CHIKARA und im Dezember werdet ihr JoshiMania gemeinsam mit mehreren Joshi-Promotions aus Japan veranstalten. Wie kam es zu dieser Kooperation? Hat Manami Toyota die Tür geöffnet oder arbeitet ihr mit SHIMMER zusammen?

Mike Quackenbush: Eigentlich war das eine Idee von Itsuki Yamaziki von den Jumping Bomb Angels. Sie hat mir erzählt, dass es ihr Traum sie die Joshi-Stars eines Tages rüber in die USA zu bringen, es sich aber nie ergeben hat. Als sie das Debüt von Manami Toyota in den New York City gesehen hat, wo ich mit ihr gegen Sara Del Rey und Claudio Castagnoli angetreten bin, hat sie gemerkt, dass CHIKARA ihren Traum wahr werden lassen kann.

CAGEMATCH: CHIKARA hat mit vielen japanischen Promotiones wie Ice Ribbon und anderen Joshi-Promotions, Osaka Pro und Big Japan Pro-Wrestling zusammengearbeitet. Obwohl die beiden Promotions kaum etwas gemeinsam haben, war BJW vor ein paar Jahren in den Staaten und ein paar CHIKARA Leute in Japan. Wie kam es zu der Kooperation und was denkst du heute darüber?

Mike Quackenbush: Damals wollte BJW einem unserer gemeinsamen Gegner die lange Nase zeigen. Die waren alle sehr professionell, wir hatten viel Spaß beim Training und beim Wrestlen. Es gibt eine Menge talentierter Wrestler bei BJW. Aber ich hab schnell verstanden, dass ihr Interesse an CHIKARA nur politisch motiviert war. Aber wir hatten eine Menge Spaß in der Zeit.

CAGEMATCH: Heute arbeitet CHIKARA mit Osaka Pro. Ein paar CHIKARA-Leute waren schon in Japan. Wirst du auch mal rüberfliegen?

Mike Quackenbush: Da gab es schon eine Menge Diskussionen drüber. Ich fühl mich jedes Mal schlecht, wenn ich wieder eine Japan-Tour ablehnen muss. Eigentlich habe ich 13 Jahre meines Lebens damit verbracht mir so eine Chance zu erarbeiten - und jetzt wo die Angebote eintrudeln muss ich immer ablehnen. Ich habe zu viele Verpflichtungen hier in den Staaten, die es mir unmöglich machen einen Monat in Japan zu verbringen. I hoffe, dass ich trotzdem einen Weg finde es zu ermöglichen.

CAGEMATCH: Wie waren denn die Reaktionen der Leute als sie zurück kamen?

Mike Quackenbush: Fast jede japanische Liga, mit der wir zusammengearbeitet haben, hat bei unserer Crew positive Erfahrungen verschafft. Wir sind sehr froh im Moment mit Osaka Pro zu arbeiten und hoffen, dass die Beziehung im Jahr 2012 enger wird.

CAGEMATCH: Durch das Internet ist das Kayfabe quasi tot. CHIKARA ist aber eine der wenigen Promotions, die noch Wert darauf legen. Warum glaubst du, dass Kayfabe heute noch wichtig ist?

Mike Quackenbush: Aus genau dem selben Grund, aus dem Bücher, Kino und jede andere Form von Eskapismus wichtig ist. Manchmal möchten wir uns einfach auf eine konstruierte Realität einlassen, wir möchten uns unterhalten lassen. Wir sollten uns nicht verarscht vorkommen, wenn wir das tun. Du kannst deine Zuschauer nicht so behandeln, sie verarschen, und gleichzeitig erwarten, dass sie loyal sind.

CAGEMATCH: Obwohl du den NWA World Junior Heavyweight Title für 1275 Tage gehalten hast, hast du ihn nie auf großer Bühne oder in Japan verteidigt. Bereust du das?

Mike Quackenbush: Wenn es meine Entscheidung gewesen wäre, ja, dann würde ich es bereuen. Aber es war nie meine Entscheidung. Nachdem ich den Gürtel gewonnen hatte, kam es mir so vor als hätte die NWA meine Telefonnummer für drei Jahre verlegt. Ich glaube, dass ich den Titel öfter bei CHIKARA-Veranstaltungen als bei NWA-Shows verteidigt habe. Das NWA-Modell ist übrigens das überholtetste und rückwärtsgerichtetste, das ich kenne. Aller Zeiten. Und in alle den Jahren war ich bei einigen sehr bescheuerten Promotions.

CAGEMATCH: Jahrelang warst du regelmäßig bei der deutschen wXw zu sehen. Mittlerweile warst du seit über zwei Jahren nicht mehr hier. Die wXw Mitgesellschafter Christian Jakobi und Tassilo Jung haben bei ihrem Podcast „Pro Wrestling Anderswelt“ vor kurzem eine Frage eines Zuhörers über dich beantwortet. Dieser fragte, was mit dir passiert sei und warum du nicht mehr bei der wXw bist. Sie antworteten, dass sie dich als netten Kerl kennengelernt haben, doch nach dem nicht sehr erfolgreichen Tag World Grand Prix sollst du den Kontakt zu ihnen abgebrochen haben und gesagt haben, dass die beiden Ligen wegen den Fans nicht zusammen passen. Der Kontakt wurde zu den Dragon Gate Shows in Spanien und Deutschland und einer wXw Show wieder hergestellt. Anschließend sollst du dich sehr über schlechte Planung beschwert haben und den Kontakt komplett abgebrochen haben. Sogar als sie dich für die 10th Anniversary Show buchen wollten hast du ihnen nicht geantwortet. Ihrer Meinung nach hängt alles von dir ab und du willst einfach nicht zurück nach Deutschland. Meiner Meinung nach haben solche Dinge immer zwei Seiten. Also, was ist deine Ansicht?

Mike Quackenbush: Die Deutschen Fans sind wahrscheinlich meine liebsten auf der ganze Welt. Wenn es eine Wrestlingliga in Deutschland gibt, die ihre Gäste mit Respekt behandelt, weiß wie man eine Liga leitet, anstelle von Wrestling zu „spielen“ und professionell handelt, dann bin ich mehr als willig vor den Fans, die meine Lieblingsfans auf der Welt sind, anzutreten.
Auf verschiedene Arten geht es im Wrestling immer darum sich für einen bestimmten Preis schlecht behandeln zu lassen. Und manchmal ist die wahre Entschädigung nicht Geld, sondern vor den leidenschaftlichsten Fans auftreten zu dürfen. Du wirst die verschiedenen Demütigungen und Täuschungen tolerieren, darüber lachen, entschuldigen und übersehen, da es deine Belohnung wert ist. Aber letztendlich hat jeder eine Belastbarkeitsgrenze. Sogar wenn man akzeptieren kann, dass man mit totaler Missachtung und komplett nicht vorhandenem Professionalismus über Monate und Jahre behandelt wird, ist es etwas komplett anderes seine Idole, seine Helden zu sehen, wie sie genau so behandelt werden. Manchmal muss man einfach Stellung beziehen und sagen, dass man dies nicht ertragen kann. Meiner Meinung nach ist manchmal, wenn man die Art, wie man behandelt wird oder die Art, wie andere an deinem Arbeitsplatz behandelt werden einfach nicht mehr aushalten kann und Beschwerden, Vorschläge und Kritiken ignoriert oder übersehen werden, es deine einzige Möglichkeit ist einfach zu gehen.

CAGEMATCH: Wer war, außer der offensichtlichen Antwort Johnny Saint, dein Lieblingsgegner in der wXw/Europa?

Mike Quackenbush: Ich habe immer gerne gegen Claudio Castagnoli gewrestlet, ganz egal wo wir auf der Welt in den Ring gestiegen sind.

CAGEMATCH: Kennst du eigentlich Leute wie Steve Wright oder Mile Zrno? Hast du Matches aus Deutschland aus den 90er Jahren gesehen? Hättest du mit diesen Leuten catchen können, wenn du damals schon Wrestler gewesen wärst?

Mike Quackenbush: Ich kenne Steve Wright und bin ein Fan seiner Matches mit Tiger Mask I. Ich wünsche ich hätte die Chance gehabt den puren Catch-Style der großen Deutschen zu lernen.

CAGEMATCH: Hast du eigentlich 'ne Meinung zu Beyond Wrestling?

Mike Quackenbush: Ich find' das Konzept ganz interessant. Vielleicht sogar seiner Zeit voraus.

CAGEMATCH: Du hast mit vielen deiner Helden wie Johnny Saint, El Hijo del Santo, Jushin Thunder Liger und Great Sasuke schon im Ring gestanden. Ist noch irgendwer übrig mit dem du wrestlen willst?

Mike Quackenbush: Wenn überhaupt, dann Max Moon.

CAGEMATCH: Vor ein paar Jahren hast du deine Autobiografie "Headquarters" geschrieben. Seit dem hast ja einiges erlebt, planst du eine Fortsetzung? Vielleicht nach deinem Karriereende?

Mike Quackenbush: Ich wünschte ich hätte mehr Zeit zum Schreiben. In meinem Kopf gibt's schon einige Bücher, die ich noch nicht zu Papier gebracht habe.

CAGEMATCH: Wo ich grade schon dein Karriereende angesprochen habe: Du bist mittlerweile 35 Jahre alt und du hast schon einige schlimme Verletzungen erlitten. Hast du in den letzten Jahren überhaupt Gedanken an ein Karriereende verschwendet?

Mike Quackenbush: Es gibt da ein paar von uns bei CHIKARA, die am einer jeden Saison über die Rente reden. Wir sprechen da sogar öfter drüber, als die Leute vermutlich denken. Aber Wrestling ist mein leben, ich habe so viele Jahre da rein gesteckt. Wrestling ist mein Leben. Und die traurige Wahrhet ist, dass ich mittlerweile gar nichts anderes mehr kann. Für mich ist es zu spät für eine Bewerbung bei einer Buchhaltung oder in einem Hochsicherheitsgefängnis.

CAGEMATCH: Noch einmal, vielen Dank, dass du meine Fragen beantwortet hast. Hast du ein paar letzte Worte für deine Fans in Deutschland?

Mike Quackenbush: Schaut euch bitte unseren ersten iPPV an, der in ganz Europa über GFL.tv zu kriegen ist. Sucht am 13. November nach CHIKARAs "High Noon", Startzeit ist 16 Uhr (Anm. d. Red: 22 Uhr unserer Zeit). Danke!

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