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Talk The Talk #5: Expect the Unexpected!

Kolumne

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Published on:
18.07.2011, 18:42 
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Meine Güte… was waren die Erwartungen vor Money In The Bank hoch. Diese bezogen sich weitestgehend auf das WWE Title Match zwischen John Cena und CM Punk. Nach den letzten Wochen voller Shoot Promos, Androhungen, Suspendierungen, Stipulations und Gerüchteküchen erwarteten nicht wenige Fans DEN Kracher für den Pay Per View. Und was bekam man am Ende? Genau das. Aber nicht nur, auch Daniel Bryan als Mr. Money In The Bank und Christian als neuer World Heavyweight Champion sind feuchte Träume der Internetfans. Dieses Mal gibt es also nichts zu meckern, was sich auch an den Kommentaren bei CAGEMATCH festmachen lässt, wo nicht gerade selten Ausdrücke wie „Match of the Year Candidate“ oder „bester PPV seit Jahren“ zu lesen sind. Trotzdem möchte ich mich heute bei Talk The Talk mit dem Thema Erwartungshaltungen beschäftigen. Denn was wäre passiert, wenn John Cena in der gestrigen Nacht CM Punk clean besiegt und damit aus der WWE verabschiedet hätte? Oder was wird passieren, wenn bei Monday Night RAW heute etwas geschieht, was nicht den Erwartungen der so genannten Smart Marks entspricht.

Das Internet und seine Folgen

Seitdem das Internet die Welt und damit auch das Wrestlinggeschäft eroberte, hat sich viel geändert. Das Business ist transparenter geworden, viele Newsseiten berichten über neueste Entwicklungen, Gerüchte und Gründe, warum Wrestler XY eben keinen Titel gewinnt und stattdessen Wrestler AB den Titel jahrelang mit sich herum tragen darf. Das Internet hat auch dazu geführt, dass viele Wrestling Fans meinen, das Geschäft zu kennen… teilweise sogar besser als die Booker der WWE, TNA oder ROH. Die Erwartungshaltungen sind häufig riesig, nicht nur bei CM Punk vs. John Cena. Erinnern wir uns doch einfach an die Erwartungen vor dem zweiten Aufeinandertreffen von Shawn Michaels und dem Undertaker. Viele wollten die Streak enden sehen und HBK weiter im Geschäft behalten, immerhin lieferten sich Michaels und der Taker noch eine epische Schlacht. Was wäre wohl passiert, wenn das Match selbst ein Stinker geworden wäre? Dann wäre der Fall eingetreten, der beispielsweise damals eintrat, als Kane während der Fehde mit Rey Mysterio mit seiner alten Maske liebäugelte, als ein mysteriöser Mann im Vorfeld von WrestleMania in diesem Jahr durch eine alte Hütte stiefelte, sich im Endeffekt aber nicht als Sting herausstellte, oder als John Cena von The Nexus besiegt und – nur temporär – aus der WWE geschmissen wurde. In all diesen Fällen waren die Erwartungen im Vorfeld riesig, im Endeffekt waren die Fans zu großen Teilen enttäuscht. Und dies lag, so wage ich zu behaupten, auch an zu großen, übertriebenen Erwartungshaltungen, fast schon Fantasien. Ich bleibe bei den drei genannten Beispielen, um zu zeigen, was ich meine.

Ein Monster ohne Maske

Mysterio vs. Kane ist da noch das schlechteste Beispiel, allerdings auch ausreichend. Klar, Kane rannte mit seiner alten Maske im Beutel durch die Gegend, stellte diese den Fans dann sogar vor… und sofort rechnete jeder damit, dass Kane die Maske wieder aufsetzen werde, um direkt wieder das große rote Monster aus der Attitude Ära zu werden. Nüchtern betrachtet war die Maske aber einfach nur eine Überleitung zu Rey Mysterios Maske und es wäre nahezu fahrlässig von der WWE gewesen, Kane die Maske wieder aufzusetzen und damit seine hervorragende Mimik gänzlich unter einer Abdeckung verschwinden zu lassen. Und davon zu träumen, dass Kane auf einmal wieder ganz der Alte wird ist in der heutigen Zeit wohl auch zu viel. Hier lässt sich als bestes Beispiel heran ziehen, dass Kane nach seinem World Title Run im letzten Jahr mittlerweile wieder verweichlicht ist und sich mittlerweile selbst nicht einmal mehr für ein Monster hält.

Die Jagd nach dem Mantelmann

Kommen wir zu Sting. Hier hat die WWE einige Wochen vor WrestleMania mit einem Video für viel Aufsehen gesorgt. Vielleicht war es ursprünglich sogar für den aktuellen TNA World Heavyweight Champion vorgesehen, vielleicht auch nicht. Fakt ist. Im Video gab es eigentlich gar nicht viel zu sehen. Einen Kerl mit Mantel und Stiefeln, ein bisschen Rauch, ein bisschen Musik und ein Datum. Ende. Mehr nicht. Die WWE hat nicht mehr präsentiert als genau dieses Video. Und am Ende gab es die schlimmsten Flüche, weil es sich doch nur um den Undertaker handelte. Die WWE habe die Fans verarscht, hieß es dann ganz schnell. Viele fühlten sich hintergangen und waren enttäuscht, weil sie Sting sehen wollten. Dabei wurde aber auch außer Acht gelassen, dass Sting in der WWE und bei WrestleMania schon eine riesige Sensation gewesen wäre.

Gefeuert oder nicht?

Zu guter Letzt wäre da noch die Sache rund um John Cena und The Nexus. Auch ich war damals nicht zufrieden, dass Cena bereits nach einigen Wochen wieder eingestellt wurde, um sich im Anschluss an Wade Barrett und seinem Gefolge zu rächen und es nahezu vollends zu zerstören. Natürlich wäre da viel mehr möglich gewesen. Aber konnte man wirklich erwarten, dass die WWE ihren Money Boy schlechthin, die personifizierten Dollarscheine, für mehrere Monate einfach so in die Wüste schickt? Wohl eher nicht. Deswegen halte ich jetzt auch Erwartungen, die wollen, dass Cena wirklich entlassen wird und in Zukunft nicht mehr in der WWE zu sehen ist (zumindest storylinetechnisch für einige Monate), für ein wenig zu hoch. Der FC Bayern München setzt Arjen Robben auch nicht für drei Monate auf die Tribüne, weil es dem Verein schaden würde… nicht finanziell, aber sportlich. In der WWE wäre es ohne John Cena vielleicht andersrum. Sicher ist aber, dass John Cena wirtschaftlich viel zu wertvoll ist, um ihn einfach für mehrere Monate aus den Shows zu nehmen, wenn er nicht eine Pause benötigt.

Fazit und Ausblick

Natürlich gibt es auch Fälle, in denen die Kritik an der WWE gerechtfertigt ist. Häufig verspricht man sich vom WWE-Produkt einiges, am Ende bekommt man aber doch nur den Standardkram. Ein Beispiel dafür wäre wohl das WWE Title Match zwischen John Cena und R-Truth vor Kurzem. Manchmal ist aber die WWE nicht alleine daran schuld, dass Erwartungen nicht erfüllt werden können. Wie häufig im Leben ist es oft der Mittelweg zwischen den Erwartungen der WWE und den Interessen von Vince McMahon und Co., der Träume zerplatzen lässt. Und manchmal gibt es eben doch Nächte wie diese eine Nacht im Juli 2011. Es war vieles möglich. Cena hätte gewinnen können, Alberto Del Rio hätte mit Erfolg eincashen können und Punk wäre ohne den Titel gegangen. Ich für meinen Teil hatte mich mit einem Sieg Cenas abgefunden… und den dritten, riesigen Mark-Out an diesem Abend bekommen, gleich nach den Siegen von Christian und Daniel Bryan.

Ich will niemanden dazu zwingen, seine Erwartungen an das Produkt der WWE hinunter zu schrauben, aber vielleicht bringe ich ja doch einige Denkanstöße und der eine oder andere wird seine Haltung überdenken. Denn die Erwartungshaltungen sind auch nach Money In The Bank immer noch groß. Was passiert, wenn Daniel Bryan den Koffer einsetzt, aber kein World Champion wird? Was, wenn John Cena nicht gefeuert wird und CM Punk heute Abend bei RAW aufkreuzt und dort den WWE Titel verliert? Was, wenn Christians Regentschaft als World Heavyweight Champion ähnlich kurz wird wie seine erste? John Cena wird – da bin ich mir sicher – nicht einfach für Monate verschwinden, Christian wird kein Dauerchampion werden… was Bryan und Punk angeht, bin ich relativ ratlos. Aber egal, was passiert, auch ein verlorener MITB-Vertrag kann eine Storyline und einen Push bedeuten und auch große Erwartungen werden ab und an erfüllt. Fest steht aber nur eins: Wer nicht zu viel erwartet, lässt viel Platz dafür, doch noch überrascht zu werden.