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Schon seit seinem Karrierestart galt Randy Orton als die Zukunftshoffnung der WWE schlechthin. Doch ein zu früher Gewinn des World Titles und eine Verkettung privater Probleme schienen die Laufbahn des Legend Killers zu einem nie eingehaltenen Versprechen zu machen. Einen weiteren Tiefpunkt erlebte er im Frühjahr 2007, als er von einer Europatour nach Hause geschickt wurde, nachdem er ein Hotelzimmer in München zerstörte - ein Vorfall, der Gerüchten zufolge nur die öffentlich gewordene Spitze einer Beinahe-Tragödie gewesen sein soll. Viele prophezeiten nach den Vorkommnissen den Totalabsturz, doch stattdessen erlebte Ortons Karriere eine ungeahnte Renaissance.
Ausgangspunkt dafür war ironischerweise Ortons letzte Eskapade, die - wenn auch codiert und unterschwellig - im WWE-TV thematisiert wurde. Nämlich in Form eines öffentlichen Bekenntnisses Ortons, dass er nach den Rückschlägen, die er zu verantworten hatte, seine Karriere wieder aufs richtige Gleis setzen wollte. Erreichen wollte er das durch eine neue, ungeahnte Aggressivität, die er in seinen Matches plötzlich zur Schau stellte. Erstmals stellte er die in einem Match gegen Shawn Michaels zur Schau, in dem er rücksichtslos eine Gehirnerschütterung des Heartbreak Kids verschlimmerte, indem er zielgerichtet auf dessen Kopf eintrat und ihn so in eine monatelange Zwangspause schickte.
Diesen Punt machte er sich zur Angewohnheit und kickte damit Rob Van Dam aus der WWE und die Legenden Dusty Rhodes und Sgt. Slaughter ins Krankenhaus - immer begleitet von einem psychotischen Blick des Legend Killers. Mit dieser kompromisslosen Einstellung verschaffte er sich Kredit bei Vince McMahons Executive Assistant Jonathan Coachman, der Orton zum Top-Herausforderer auf WWE Champion John Cena ernannte - und Orton sandte gleich ein Signal an den Champion, indem er ihn mit einem RKO überraschte.
Ein Tritt gegen Cenas Vater als Beweis des Willens
Orton gelang es in den kommenden Wochen immer wieder Cena mit Präzisionsschlägen zuzusetzen: Er kostete ihn durch einen Eingriff ein Match mit Carlito, verpasste ihm beim Saturday Night’s Main Event einen RKO auf einen aufgestellten Stuhl und in der Woche vor dem SummerSlam - für den das Titelmatch angesetzt wurde - sogar zwei RKO’s nach einem Match mit Snitsky.
Ortons Weg an die Spitze schien unaufhaltsam und auch beim SummerSlam kontrollierte Orton lange Zeit das Geschehen und brachte am Ende auch den RKO durch - doch zu Ortons Entsetzen befreite sich Cena aus dem anschließenden Cover. Orton überlegte eine Sekunde zu lange, was nun zu tun war - und fing sich aus dem Nichts, den F-U ein, der Cena den Sieg bescherte.
Wütend trat Orton am nächsten Tag bei RAW in Cenas Heimatstadt Boston vor das Publikum und forderte ein weiteres Match gegen Cena, das General Manager William Regal ihm aber verwehrte. Orton marschierte dann nach ganz oben zu Vince McMahon - doch der meinte, dass Orton ihm vorher beweisen müsse, dass er dazu auch wirklich aufs Äußerste entschlossen ist. Orton verstand das als Aufforderung, in Cenas Match gegen King Booker am selben Abend einzugreifen und Cena erneut zu attackieren. Er setzte dann zu seinem berüchtigten Concussion-Punt gegen Cena an. Doch er hielt inne - und zerrte stattdessen Cenas im Publikum sitzenden Vater über die Ringabsperrung, um ihm diesen Punt zu verpassen.
Mr. Cena muss in den Ring
Damit hatte er das WWE-Management offenbar überzeugt. General Manager William Regal setzte in der Woche darauf ein Cena vs. Orton II bei Unforgiven an - während Orton per Satelliteninterview verlauten ließ, dass Cena selbst verantwortlich für den Tritt gegen seinen Vater wäre, weil er ihm nicht von sich aus ein Titelmatch gegeben hätte. Weil Orton also nicht vor Ort war, ließ ein stinksaurer Cena seine Wut an Regal aus, den er krankenhausreif prügelte. In der Woche darauf wollte Cena dann Orton selbst in die Finger bekommen, wurde aber von der Security gestoppt.
Cenas Emotionen waren bei Unforgiven noch längst nicht abgekühlt - und so wurde aus dem zweiten Match gegen Orton auch kein Match, sondern eine verbissene Prügelei, die schnell außer Kontrolle geriet. Der Ringrichter musste Cena disqualifizieren, weil er wiederholt, dessen Anweisungen missachtete, um Orton ungehindert bestrafen zu können. Er verschaffte sich schließlich Genugtuung, indem er seinen Vater erneut über die Bande bat, um Orton nach dem Prinzip Auge um Auge selbst gegen den Kopf zu treten.
Darüber empörte sich Coachman in Vertretung für den nach Cenas Attacke pausierenden Regal. Er setzte für den folgenden Pay Per View No Mercy ein Last Man Standing Match um den Titel an. Und zur Strafe für Cena ließ er dessen Vater am Abend darauf bei RAW gegen Orton antreten - mit der Zusatzklausel, dass Cena seinen Titel aberkannt bekommen würde, sollte Cena senior bzw. Mr. Cena nicht antreten. Das wollte Mr. Cena nicht verantworten und stand seinem Mann. Cena junior konnte ihm nicht helfen, weil der zuvor mit Handschellen ans Ringseil gefesselt wurde. Anstelle seines Sohnes kam Mr. Cena zwar Cody Rhodes zu Hilfe, aber konnte ebenso wenig wie der sich befreiende Junior verhindern, dass Orton systematisch verprügelte und abschließend den RKO verpasste.
Auf Umwegen zum WWE-Titel
Beim letzten RAW vor Judgment Day musste Cena Junior noch einmal leiden, den Orton nach einem Match gegen Mr. Kennedy attackierte, ihm einen RKO auf den Kommentatorentisch verpasste und symbolisch bis zehn auszählte. Und Cena war wirklich k.o., denn in dem vorigen Match gegen Kennedy erlitt er einen Brustmuskelriss, der ihn zur kampflosen Abgabe seines Titelgürtels zwang.
No Mercy stand also ohne einen Main Event und ohne einen Champion da, eine Situation derer sich Vince McMahon annehmen musste. Und der zeigte erneut seine Sympathie für die neue Aggressivität Ortons, den er kampflos zum neuen Champion erklärte. Das gefiel aber jemand anderem nicht: Ortons altem Evolution-Kollegen Triple H, der Vince wie Orton an der Ehre packte und dazu aufforderte, den Titel sofort gegen ihn aufs Spiel zu setzen. Vince lenkte schließlich ein und setzte ein spontanes Match an, in dem Hunter Orton schocken und den Titel tatsächlich gleich wieder abnehmen konnte.
Doch damit war an diesem Abend das letzte Wort noch nicht gesprochen. Hunter musste den Titel gleich in einem schon vorher angesetzten Match gegen Umaga verteidigen. Er schaffte das zwar, wurde aber von dem samoanischen Bulldozer ziemlich weichgekocht, ehe er die nächste böse Überraschung verkündet bekam. Vince hatte für den Pay Per View ein Last Man Standing Match angekündigt, also sollte es auch eines geben - gegen Orton, um den Titel. Und das war auch für „The Game“ letztlich zu viel. Nach einem RKO auf den Kommentatorentisch musste Hunter die Segel streichen und Orton beendete den Abend doch noch als WWE Champion.
Cenas Rückkehr schockt die Welt
Hunter löste zwar am Abend darauf bei RAW seine Rückmatch-Klausel ein, aber McMahons Ränkespiele gingen weiter und er machte das Titelmatch zu einem Handicap Match zwischen Hunter und Orton sowie Umaga, das letztlich im No Contest endete, als Umaga Hunter unkontrolliert plattwälzte.
Orton verteidigte seinen Titel in den kommenden Monaten dann - oft auf nicht sehr faire Weise - gegen Herausforderer wie den zurückkehrenden Michaels, Chris Jericho und Jeff Hardy und hielt sich so bis zum Royal Rumble schadlos als Champion. Orton ging also als Titelträger auf die berühmte Road to WrestleMania - und im Rumble Match sollte sich entscheiden, wer ihn auf der größten Bühne von allen herausfordern würde. Als Favorit ging Triple H ins Rennen, doch in einer vollkommenen unerwarteten Wendung sollte er harte Konkurrenz durch die glücklich zurückkehrende Nummer 30 des Rumbles erhalten: Den frühzeitig zurückkehrenden John Cena. Und der schaffte es denn am Ende auch in einem abschließenden Showdown, Hunter rauszuwerfen und sich so sein Titelmatch zu sichern.
Cena erklärte dann am kommenden Abend, dass er beim Rumble mit seiner Verletzung immens viel riskiert hätte - aber dass ihm dass die Titelchance und die Rache an Orton wert wäre. Getrieben von seinen Revanchegelüsten forderte er Orton dann auch auf, ihm lieber heute als morgen gegenüberzutreten, so dass das Match auf den vorherigen Pay Per View No Way Out vorgezogen wurde. Auf dem Weg dorthin bewies Cena mit zwei Siegen gegen den mächtigen Mark Henry - einen in einem Armdrücken, einen anderen im Ring - dass er trotz der Verletzung nichts an seiner Power eingebüßt hatte.
Geplänkel vor dem Drei-Mann-Showdown
Und tatsächlich schien bei No Way Out Ortons Stern zu sinken und er kurz davor, seinen Gürtel zu verlieren. Er wusste letztlich nur noch einen Ausweg: Er attackierte den Ringrichter mit voller Absicht, um mit einer Disqualifikationsniederlage seinen Gürtel zu sichern. Eine Schreckensnachricht für Cena, der somit aus dem WrestleMania Main Event draußen war. Denn wegen des Matchvorzugs wurde für No Way Out eine Elimination Chamber angesetzt, um einen neuen WrestleMania-Herausforder zu küren. Es siegte: Triple H.
Ein aufgebrachter Cena bekam aber beim RAW darauf die Gelegenheit, sich ins Titelbild zurück zu befördern - und er nutzte sie: Mit einem Sieg über Orton in einem Non Title Match mit Triple H als Special Referee wurde das Titelmatch zu einem Triple Threat. Hunter verpasste daraufhin dann aber beiden Kontrahenten den Pedigree.
Das war der Auftakt für das übliche psychische und physische Geplänkel vor einem wichtigen Triple Threat, das GM Regal noch damit befeuerte, dass er in den Wochen vor WrestleMania jedem der drei die Chance gab, General Manager für eine Nacht zu werden. Cena nutzte das, um Hunter und Orton sich in einem Match gegeneinander gegenseitig schwächen zu lassen. Orton bookte Hunter und Cena in WrestleMania-Neuauflagen mit ihren alten Rivalen Kane und Shawn Michaels. Und Hunter trieb es schließlich auf die Spitze, indem er Orton und Cena gegen das gesamte RAW-Roster antreten ließ.
Die Orton-Ära wird ausgerufen - und jäh ausgebremst
Das WrestleMania-Titelmatch endete dann mit einer größeren Überraschung: Obwohl ihm die wenigsten Anhänger - egal welcher Alters- oder Fanklasse - es Orton zutrauten, verteidigte er seinen Titel, indem er nach einem Pedigree Hunters gegen Cena Triple H den Concussion Kick verpasste und Cena selbst pinnte. Siegestrunken trat Orton am Abend darauf vor die Fans und verkündete stolz, nun jede, aber auch wirklich jede Herausforderung gemeistert zu haben. Die Hulkamania- und die Attitude-Ära wären vorbei. Der Legend Killer rief die „Age of Orton“ aus.
Doch natürlich musste Orton weitere Herausforderungen meistern: Hunter und Cena wollten eine weitere Chance und auch John Bradshaw Layfield warf seinen Hut in den Ring. Das führte zur Ansetzung eines Fatal Four Way bei Backlash, in dem Orton wieder mit einer Mischung aus Glück und Killerinstinkt dafür sorgte, dass Cena ausschied, nachdem er JBL im STF-U zum Abklopfen brachte. Cena hatte den Griff noch nicht gelöst, da krachte auch schon Ortons Fuß gegen seinen Kopf und er wurde gepinnt. Nun also waren nur noch Orton und sein alter Lehrmeister Triple H übrig - und in der Situation verließ den Legend Killer das Glück: Mit einem Pedigree entriss Hunter Orton den Titel.
Das endgültige Ende der Ära
Mit diebischer Freude erklärte der neue Champion die „Age of Orton“ für tot, doch Orton sah das anders: Er löste sofort seine Rückmatch-Klausel ein, um Hunter ein weiteres Mal schnellstmöglich wieder zu entthronen. Doch das Match endete unter kontroversen Umständen, als ein über aus ganz andere Dinge erboster GM Regal flugs das Licht ausschalten und RAW vom Sender gehen ließ, als das Match gerade auf dem Höhepunkt war. Er rettete damit wohl Orton, der in einem Crossface Hunters kurz vor der Aufgabe stand.
Das Titelmatch wurde bei Judgment Day neu angesetzt - diesmal in einem Steel Cage Match. Und wieder behielt Hunter die Oberhand. Aber einen letzten Trumpf hatte Orton noch in der Hand. Indem er beim RAW darauf ein Tag Team Match mit JBL gegen Cena und Hunter für sich entschied, verdiente er sich fürOne Night Stand noch ein Match gegen Hunter - und dazu die Wahl der Matchklausel. Und in Erinnerung an die Art und Weise, wie er Hunter erst entthront hatte, machte Orton ein Last Man Standing Match daraus.
Beim letzten RAW vor diesem Showdown gab es noch ein hitziges Rededuell zwischen Orton und Hunter, in dem die beiden ihre gesamte Vorgeschichte noch einmal aufrollten. Hunter beschloss das Wortgefecht mit der Ankündigung, dass er die Age Of Orton nicht nur beenden würde - es würde so sein, als ob es sie nie gegeben hätte. Und Hunter hielt Wort: Nachdem er Orton nach einem RKO-Versuch so aus dem Ring warf, dass er sich bei der Landung das Schlüsselbein brach, brauchte Hunter nur noch einen Schlag mit dem Vorschlaghammer anzubringen, um Orton auszuzählen, in eine mehrmonatige Verletzungspause zu schicken und die Age of Orton zu beschließen.